Kurz vor der Bundestagswahl droht den Grünen Streit. Der Freiburger Ex-Bürgermeister Dieter Salomon wirft Robert Habeck vor, mit einem Interview Annalena Baerbock geschadet zu haben.
Eigentlich geht es bei der Podiumsdiskussion beim "Freiburger Unternehmer Symposium" gerade um das Thema "Starke Frauen in Freiburg", als Dieter Salomon nach der Kanzlerkandidatur der Grünen Annalena Baerbock gefragt wird. In seiner Antwort übt Salomon scharfe Kritik an Robert Habeck, der Baerbock im Rennen um die Kanzlerkandidatur mehr oder weniger freiwillig den Vortritt gelassen hatte: Habeck habe mit seinem Interview in der "Zeit" nur zwei Stunden nach der Nominierung Annalena Baerbocks im April ein "Dokument des Wahnsinns" geliefert; sein Verhalten sei "unglaublich unprofessionell" gewesen. "Damit hat er der Kampagne geschadet", sagte Salomon, wie der stern aus Teilnehmerkreisen erfuhr.
Salomon war von 2002 bis 2018 Freiburger Oberbürgermeister und somit erster grüner Bürgermeister einer Großstadt. Danach hat er sich zwar aus der Politik zurückgezogen, sein Wort dürfte aber bei vielen Grünen noch immer Gewicht haben. Salomon beginnt also schon vor der Bundestagswahl mit der Fehleranalyse, die die Grünen – je nach Wahlergebnis – ab kommenden Montag beschäftigen dürfte.
Letzte Umfragen sehen die Grünen wenige Tage vor der Bundestagswahl in der Wählergunst nur noch bei 15 bis 17 Prozent, während sie im Mai bei 24 Prozent – und damit nur einen Prozentpunkt hinter der Union – lagen. Es sieht also momentan so aus, als hätten die Grünen die Chance auf den Einzug ins Kanzleramt binnen weniger Monate verspielt.
Sechs Tage nach der Bundestagswahl wollen die Grünen zu einem Parteitag zusammenkommen. Der sogenannte Länderrat ist in der öffentlichen Terminliste der Partei für den 2. Oktober vorgesehen. Das Treffen findet üblicherweise nach Bundestagswahlen statt, um über das Ergebnis zu beraten und über eine mögliche Regierungsbildung zu sprechen, wie eine Sprecherin am Mittwoch der Nachrichtenagentur DPA sagte. Sollten die Grünen dann nicht Teil der neuen Regierungskoalition sein, droht der Partei dort Streit.