Etliche Worte wurden bereits über die Verfehlungen der Kanzlerkandidatin der Partei Bündnis 90/Die Grünen Annalena Baerbock verloren. Weniger bekannt dürfte vielen sein, dass die 40-Jährige auch jenseits des Atlantiks Beobachtern des politischen Geschehens in Deutschland als "Hoffnungsträgerin" gilt.
So erschien etwa jüngst ein äußerst wohlwollender Meinungsartikel über die 40-Jährige in der renommierten New York Times. Der Titel gibt bereits die Stoßrichtung der Reporterin vor, die Baerbock bei verschiedenen Wahlkampfauftritten der vergangenen Zeit begleitet: "Sie ist grün. Sie ist jung. Und sie will Deutschland verändern".
"Mit Turnschuhen und Lederjacke", berichtet Katrin Bennhold dann, betrat Baerbock eine der Wahlkampfbühnen, nachdem zuvor von einem Künstler der Klassiker "Imagine" zum Besten gegeben worden sei. Um sich ein eigenes Bild von der Grünen-Politikerin machen zu können, begleitete die Reporterin Baerbock bei verschiedenen Wahlkampfauftritten.
Viel ist von "Zukunft", "Veränderung" (change) und vom politischen sowie wirtschaftlichen "Status quo" die Rede, den mutmaßlich insbesondere die als ehemalige "Leistungssportlerin im Trampolinspringen" und spätere Abgeordnete beschriebene Baerbock aus den Angeln heben könne.
"Wenn es etwas gibt, das Frau Baerbock von ihren Konkurrenten unterscheidet, dann ist es diese relative Offenheit und jugendliche Zuversicht in Verbindung mit einer kühnen Vision."
"Regieren ist radikal", wird das Mitglied des "Young Global Leaders"-Nachwuchsprogramm des Weltwirtschaftsforums von der NYT-Reporterin zitiert.
Zwar hätten ihr Plagiatsvorwürfe geschadet, doch sei Baerbock bislang vor allem Opfer "unverhältnismäßiger Angriffe" auf ihre Person geworden, die Ausdruck eines tiefer liegenden Phänomens seien. Nach wie vor würden Frauen in der bundesdeutschen Politik mit anderen Maßstäben gemessen und hätten es mit zum Teil "offenem Sexismus" zu tun. An dieser Stelle wird mit einem Zitat der deutschen Kanzlerkandidatin der Bogen zur ehemaligen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gespannt.
"In gewisser Weise ist das, was ich erlebt habe, dem ähnlich, was in den USA passierte, als Hillary Clinton kandidiert hatte."
Und während sie, so heißt es im angeführten Baerbock-Zitat weiter, für "Erneuerung" stehe, repräsentierten die anderen Kandidaten den "Status quo". Folglich sei ihre Kandidatur "eine Kriegserklärung" an die Ewiggestrigen.
Hillary Clinton’s operatives just said that it was her gender that caused her to lose the election. When @KyleKulinski said that she should have campaigned in the rust belt, he was accused as dismissing sexism lol They’ve learned absolutely nothing #Politicon2019
— Joe Biden Hates Black People (@nikoCSFB) October 27, 2019
Doch auch wenn es Teil von Clintons Erklärungsversuchen für ihre Wahlniederlage war – neben der vermeintlichen Einmischung Russlands in die US-Wahlen –, scheint es keineswegs so zu sein, dass Clinton die Wahl gegen Donald Trump verlor, weil sie eine Frau ist. Vielmehr stand sie nach Ansicht vieler US-Amerikaner wohl für das, was Baerbock vorgibt zu bekämpfen: den politischen "Status quo". Es war demzufolge die Kandidatur Trumps, die mutmaßlich eine "Kriegserklärung" an das politische Establishment darstellte.
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