Bei der Bundestagswahl kämpft grundsätzlich jede Partei um jede Stimme. Die Grünen weichen nun aber in einem Fall davon ab. Sie rufen dazu auf, einen SPD-Kandidaten zu unterstützen. Der Grund: Er kandidiert gegen CDU-Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen.
Die Grünen haben ihre Anhänger dazu aufgerufen, bei der Bundestagswahl im Wahlkreis 196 den Kandidaten der SPD zu unterstützen. Der Grund für den ungewöhnlichen Schritt: Der frühere Biathlet Frank Ullrich ist sehr beliebt und hat in dem Thüringer Wahlkreis eine realistische Chance, dem umstrittenen CDU-Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen das Direktmandat zu entreißen.heute wichtig #93 Freitag 3.9 6.30
Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner, gebürtiger Thüringer, begründete gegenüber den Zeitungen der Funke-Gruppe den Aufruf: "Ein Votum für ihn [Ullrich, Anm. d. Red.] schützt die Demokratie und verhindert, dass eine nach rechtsaußen offene Stimme in den Bundestag einzieht." Ullrich habe "die besten Chancen" in den Bundestag einzuziehen, so Kellner weiter. Es müsse daher das gemeinsame Anliegen aller überzeugten Demokrat:innen sein, "unsere Demokratie" zu verteidigen. Das sei keine parteipolitische Frage, so Kellner. "Respekt für dieses starke Signal", dankte SPD-Vize-Chef Kevin Kühnert via Twitter dem Aufruf der Grünen.
Kühnerts Thüringer Parteifreunde forderten unterdessen von Armin Laschet, er solle sich zur Forderung Maaßens äußern, die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien aus dem "Zukunftsteam" des CDU-Kanzlerkandidaten zu werfen. Prien hatte im ZDF indirekt dazu aufgerufen, nicht für den wegen seiner rechtspopulistischen Äußerungen auch innerhalb der CDU höchst umstrittenen Maaßen zu stimmen. Sie sei schon immer von Leistungssportlern fasziniert gewesen, so Prien am Dienstagabend bei "Markus Lanz".
"Ich bin überzeugt, dass Frau Prien uns mit dieser unüberlegten Äußerung massiv schadet. Sie schadet mir, sie schadet vielen anderen Wahlkämpfern der CDU, die um ein Direktmandat kämpfen, und sie schadet dem Wahlerfolg der CDU", hatte Maaßen in einem Interview mit dem im Süden Thüringens erscheinenden "Freien Wort" gesagt. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) warf Maaßen unterdessen vor, dass der ehemalige Chef des Verfassungsschutzes auch im Wahlkreis die CDU "tief gespalten" habe. "Wenn Maaßen fordert, dass Laschet sie rausschmeißt, dann muss sich Herr Laschet entscheiden, zu wem er steht – zu Prien oder zu Maaßen. So etwas kann man nicht einfach laufen lassen", sagte Maier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).