Von Matthias Kros
Mannheim. Die konjunkturelle Belebung und der eigene Sparkurs haben den Mannheimer Industriedienstleister Bilfinger im zweiten Quartal des Jahres 2021 zurück in die Gewinnzone gebracht. Auch für das Gesamtjahr ist der Konzern zuversichtlich und erwartet ein deutliches Umsatzwachstum, das Ergebnis soll über dem Vorkrisenniveau landen. "Ich bin sehr zufrieden mit den Fortschritten, die wir vorweisen können", sagte Interimschefin Christina Johansson am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen in Mannheim. "Wir hatten das beste Quartal seit mehr als einem Jahr." Deshalb soll auch der jahrelange Stellenabbau bei Bilfinger ein Ende haben. Weitere Restrukturierungen seien jedenfalls nicht geplant, sagte sie. In der Mannheimer Zentrale, wo etwa 200 Mitarbeiter beschäftigt sind, könne es angesichts des Wachstums sogar zu einem leichten Stellenaufbau kommen. "Wir sind aber sehr vorsichtig", so Johansson.
Der Industriedienstleister verkündete am Mittwoch auch seine Pläne für die fast 500 Millionen Euro, die man beim Verkauf der ehemaligen Facility-Management-Tochter Apleona erzielt hatte. Demnach wollen die Mannheimer mit 109 Millionen Euro vorzeitig Schulden tilgen. Dies führe zu einer Zinseinsparung von drei Millionen Euro jährlich, kündigte Johansson an. Zudem würden Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung 2022 eine Sonderdividende von 3,75 Euro je Aktie zusätzlich zu der regulären Ausschüttung vorschlagen. Insgesamt sollen so rund 150 Millionen Euro an die Aktionäre fließen. Größter Aktionär ist der Finanzinvestor Cevian, der knapp ein Viertel der Anteile an Bilfinger hält.
Darüber hinaus plane man, Aktien mit einem Volumen von bis zu 100 Millionen Euro zurückzukaufen, so Johansson. Und schließlich will Bilfinger das Geld auch investieren, zum Beispiel in Zukäufe. "Es gibt sicherlich Märkte, wo es uns gut tun würde, die eine oder andere Akquisition zu machen", sagte die Interimschefin etwa mit Blick auf die USA. Das Management habe klare Vorstellungen. An der Börse kam das gut an: Die Bilfinger-Aktie legte um über 10 Prozent zu.
Die zuletzt immer wieder aufflammenden Gerüchten, Bilfinger könnte das Ziel einer Übernahme werden, ließen Johansson vergleichsweise kalt. Vor wenigen Monaten hatte es beispielsweise geheißen, dass Bilfinger nach monatelangem Zerren ein Angebot des französischen Konkurrenten Altrad als zu niedrig abgelehnt habe. "Übernahmegerüchte kommentiere ich nicht", sagte Johansson. Sie sei aber überzeugt davon, dass Bilfinger auch allein stark genug ist und zum Erreichen der eigenen Ziele nicht unbedingt einen Partner braucht. "Ich glaube, ein Alleingang ist ein guter Weg für Bilfinger", sagte die Managerin.
Derweil geht die Suche Bilfingers nach einen neuen Unternehmenschef weiter: "Ich habe immer gesagt, dass ich den Konzern nur vorübergehend leiten will", sagte sie am Donnerstag. Ihr Herz hänge am Posten des Finanzchefs, den sie schon vorher innehatte. Sie sei nicht besorgt, wenn es bei der Suche nach einem neuen Unternehmenschef länger dauere. Der Aufsichtsrat lasse sich Zeit, jemanden zu finden, der wirklich zu Bilfinger passe.
Update: Donnerstag, 12. August 2021, 21.57 Uhr
Bilfinger wird für 2021 etwas optimistischer
Mannheim. (dpa) Die konjunkturelle Belebung hat dem Industriedienstleister Bilfinger im zweiten Quartal 2021 Auftrieb gegeben. Dank des Sparkurses kehrte der Mannheimer Konzern in die Gewinnzone zurück. Für das Gesamtjahr wird der Konzern etwas zuversichtlicher. Das Unternehmen geht nun davon aus, die bereinigte Ebita-Marge des Vorkrisenniveaus von 2019 zu übertreffen und damit etwa drei Prozent zu erreichen, wie der SDax-Konzern am Mittwochabend in Mannheim mitteilte. 2019 hatte die Marge bei 2,4 Prozent gelegen.
Der Umsatz legte im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 23 Prozent auf 977 Millionen Euro zu. Nach einem operativen Verlust von 35 Millionen Euro im Vorjahresquartal machte Bilfinger im zweiten Quartal 2021 einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Firmenwertabschreibungen (Ebita) von 26 Millionen Euro. Dazu trugen vor allem geringere Kosten bei. Die bereinigte Ebita-Marge betrug 2,6 Prozent. Unter dem Strich wies Bilfinger einen Gewinn von 13 Millionen Euro aus nach einem Fehlbetrag von 60 Millionen Euro ein Jahr zuvor.