Der transatlantische Streit um den Patentschutz geht weiter. Eines der wichtigsten ist "070". Eine 35-Jährige Mikrobiologin war mit ihrer Corona-Forschung maßgeblich an ihm beteiligt.
Die USA und Europa liegen mal wieder miteinander im Clinch. Zankapfel sind die Lizenzen für Corona-Impfstoffe. Geht's nach US-Präsident Joe Biden soll der Patentschutz befristet freigegeben werden und damit die Verteilung der Vakzine auf der Welt vorangetrieben werden. Deutschland und die EU wehren sich dagegen. Eines der wichtigsten Patente stammt aus den USA und ist als "070" bekannt. Es ist eine Anleitung dafür, einen Code für die mRNA zu schreiben, um so Impfstoffe herzustellen, die gegen Coronaviren wirken. Ohne dieses Patent gäbe es die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna nicht. Ein Name, der auf dem Patent steht, ist: Kizzmekia Corbett. Sie ist 35 Jahre alt.
Corbett ist Mikrobiologin. Sie leitet das Corona-Team des Impfforschungszentrums am National Institutes of Health (NIH). Ihr Chef ist der Chefepidemiologe der US-Regierung Anthony Fauci. Corbetts Arbeit werde, lobte der in einem Kurzporträt der "Time", einen wesentlichen Einfluss darauf haben, die schlimmste Pandemie seit mehr als 100 Jahren zu beenden. Sie sei bei den Immunologen "weithin als aufsteigender Stern anerkannt".
Sechs Jahre lang hatte Corbett bereits rund um Coronaviren geforscht. Gemeinsam mit ihrem Team entdeckte sie schließlich während der Pandemie die Bedeutung des Spike-Proteins. Das Virus nutzt dieses Oberflächenprotein, um an menschliche Zellen anzudocken. Corbett und Kolleg:innen halfen daraufhin maßgeblich, den mRNA-Impfstoff von Moderna zu entwickeln. Beteiligt waren sie außerdem an der Entwicklung eines monoklonalen Antikörpercocktails, der bei Menschen mit schweren Krankheitsverläufen eingesetzt wird. "Kizzy ist eine Wissenschaftlerin", beschrieb Fauci die Forscherin bereits Ende 2020, "die an vorderster Front an der Entwicklung des Impfstoffs beteiligt ist". Corbetts Name ist einer von neun, der auf dem Patent mit der Nummer 10,960,070 zu lesen steht.
Der Erfolg kommt nicht von Ungefähr. Schon bevor Fauci sie in sein Team holte, sorgte sie für Aufsehen. Corbett war Teil des Projekts Seed, ein Begabtenprogramm. Dieses ermöglichte ihr ein Chemiestudium an der Universität North Carolina, später brachte sie ein Stipendium an die Universität von Maryland Baltimore County. 2014 kam sie ans Impfforschungszentrum des NIH, den Doktortitel für Mikrobiologie und Immunologie hatte sie da bereits in der Tasche.
"Der Grund, warum ich angefangen habe, mich mit dem Coronavirus zu beschäftigen, war nicht, um jemals einen Impfstoff zu entwickeln", erklärte sie im Gespräch mit "abcNews". Es sei mehr darum gegangen, erst einmal richtig zu verstehen, wie die Immunantworten von Impfstoffen ausfallen, um dann "potenziell einen entwickeln" zu können. Doch als die ersten Nachrichten zu Sars-COV-2 publik wurden, musste aus der Theorie ein wirksamer Impfstoff werden - und das schnell. Dr. Barney Graham habe E-Mails verschickt, erzählte sie, "in denen er mir und dem Team im Wesentlichen sagte, wir sollten uns anschnallen".
Im Januar 2020 krempelten Corbett und ihre Kolleg:innen die Ärmel hoch. Die Arbeit des NIH in Kooperation mit dem Unternehmen Moderna begann. Nach nicht einmal einem Jahr war der Impfstoff marktreif. Im Dezember erteilte die US-Gesundheitsbehörde die Zulassung. Seither ist Corbett mehr als "nur" eine Forscherin, sie ist zur Botschafterin avanciert und wirbt für die Impfung - vor allem in Gemeinden, in denen viele Afroamerikaner leben. Diese sind in den USA besonders stark von der Pandemie gebeutelt.
Quellen: Time, abcNews, Manager Magazin