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Walldürn-Altheim: Gegenwind für die Windpark-Pläne

Von Rüdiger Busch

Walldürn-Altheim. "Wir sollten den Windpark als Chance und nicht als Bürde sehen", sagte Bernd Brunner von der Windenergie S&H (Hettigenbeuern) am Ende der mehr als zweistündigen Informationsveranstaltung, in der er und seine Mitstreiter Marek und Uwe Steiff das Vorhaben "Windpark Altheim III" ausführlich und transparent vorgestellt hatten. Doch die Bedenken der Bürger gegen weitere Windräder auf ihrer Gemarkung konnten dadurch nicht ausgeräumt werden: Warum im Wald? Warum wieder bei uns? Und warum nicht in anderen Ortsteilen? Dies waren die häufigsten Kritikpunkte in der rege genutzten Fragestunde.

Knapp 50 Zuhörer hatten sich am Samstagabend in der Kirnauhalle eingefunden. Aufgrund der Corona-Vorgaben waren nur Altheimer Bürger eingeladen und keine aus den ebenfalls betroffenen Nachbarkommunen, was Uwe Steiff bedauerte. Dass in diesen Zeiten aber überhaupt eine Präsenzversammlung möglich wurde, stellte Ortsvorsteher Hubert Mühling eingangs heraus: "Die Bürger auf diesem Weg zu informieren, war von Anfang an unser Ziel." Uwe Steiff und er dankten der Stadtverwaltung, die eine Ausnahmeregelung ermöglicht habe.

Die Vorgeschichte

"Unsere Motivation ist die gleiche wie vor 25 Jahren: den Klimawandel stoppen", sagte Bernd Brunner und beleuchtete die Geschichte der Firma S&H, die im Altkreis Buchen sechs Windparks mit insgesamt 17 Anlagen betreibt. Am Beispiel eines RNZ-Artikels über den Zustand des Waldes in Altheim belegte Brunner die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels, der auch in der Region angekommen sei. Die Energiewende sei daher notwendiger denn je.

Die Planung für "Altheim III" habe sich aus den Überlegungen ergeben, wie es mit den drei Anlagen des Windparks "Altheimer Höhe I" weitergehen soll, die Anfang des Jahres nach 20 Jahren Betriebszeit aus der EEG-Vergütung herausgefallen sind. Die alten Anlagen einfach alle durch neue, höhere auszutauschen, sei nicht möglich, weil dann auch mehr Abstand zwischen den Anlagen nötig wäre, verdeutlichte Marek Steiff.

Die Planung

Zunächst wurden zwölf Standorte überprüft, von denen aber im Lauf der letzten zwölf Monate einige gestrichen werden mussten – wegen der Einflugschneise des Verkehrslandeplatzes Walldürn, aber vor allem wegen des großen Schutzbereichs rund um das Munitionsdepot. Diese und viele weitere Kriterien hätten bei der Auswahl der Standorte berücksichtigt werden müssen. Übrig geblieben sind nun sieben mögliche Standorte: sechs im Großen Wald und direkt angrenzenden Walddistrikten (alles westlich von Altheim) und einer auf der Altheimer Höhe (östlich von der Gemeinde) und zwar als Ersatz für eine der 20 Jahre alten Anlagen. Mithilfe von Visualisierungen zeigte Marek Steiff auf, dass die optischen Auswirkungen der neuen Anlagen überschaubar seien: Durch die Konzentration der Anlagen auf die bestehenden Standorte "Altheimer Höhe" und "Großer Wald" sei das gleiche Sichtfeld betroffen. Sprich: Wer jetzt bereits von seiner Terrasse aus auf einen Windpark blickt, sieht künftig einige Anlagen mehr. Sichtbereiche, die bislang frei von Windrädern sind, bleiben dies in der Regel.

Die Anlagen

Geplant sind Windräder der neusten Generation mit rund 160 Meter Nabenhöhe und 160 Meter Rotordurchmesser (Gesamthöhe: rund 240 Meter). Vorgesehen sind drehbare Flügel und eine bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung – also kein dauerhaftes Blinken nachts. Interessant war der Vergleich der ersten Anlagen auf der "Altheimer Höhe" mit den geplanten: Nabenhöhe 160 Meter (alt: 70), Rotordurchmesser 160 Meter (54 Meter), Nennleistung 5,5 Megawatt (1 Megawatt), Stromertrag 11 Millionen Kilowattstunden (1 Million Kilowattstunden). Mit dem prognostizierten Ertrag würde also eine Anlage so viel Strom im Jahr erzeugen wie 3000 Haushalte verbrauchen. Das Investitionsvolumen könnte – je nachdem, wie viele Anlagen am Ende gebaut werden – zwischen 30 und 40 Millionen Euro liegen.

Die weiteren Schritte

Maßgeblich für den Fortgang der Planung sei nun zunächst die Zustimmung des Ortschaftsrats. Da drei Standorte bereits kartiert sind, könnten für diese bereits in diesem Jahr Genehmigungsanträge gestellt werden. Baubeginn für diese drei Anlagen wäre, wenn sie denn genehmigt werden, frühestens 2023, für die übrigen vier 2024.

Die Bürgerbeteiligung

"Windenergie gehört in Bürgerhand", lautet das Motto von S&H. Wie ihre anderen Windparks soll auch "Altheim III" ein Bürgerwindpark werden. Die Bürger können sich als Kommanditisten beteiligen und wirtschaftlich vom Erfolg der Anlagen profitieren., ebenso Firmen aus der Region, die bei der Auftragsvergabe berücksichtigt werden sollen. Die Stadt profitiere von den Pachteinnahmen und von einer neuen gesetzlichen Vorgabe, nach der die Kommunen in einem Radius von 2,5 Kilometer rund um eine Anlage Geld erhalten. Pro Anlage sei dadurch mit weiteren 10.000 Euro im Jahr für die Stadt zu rechnen. Was die Pacht angeht, seien die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen. Mit mittleren fünfstelligen Beträgen pro Jahr und Anlage ist da aber durchaus zu rechnen.

Die Kritikpunkte

> Warum nicht im Vorranggebiet für die Windkraft? Ein Zuhörer kritisierte, dass nur eine der geplanten Anlagen im Vorranggebiet "Bodenwald" stehe, der Rest außerhalb. Es sei möglich, Windparks außerhalb von Vorranggebieten zu planen und zu bauen, zumal die aktuelle Regionalplanung und die einhergehende Schwarz-Weiß-Planung in Kürze Geschichte sei, erläuterte Bernd Brunner.

> Warum im Wald? Einige Bürger, darunter auch ein Jäger, kritisierten die Standortwahl: Jeder fünfte Baum in Deutschland sei bereits krank. Weshalb müsse man nun auch noch gesunden Wald abholzen? Uwe Steiff wies darauf hin, dass es politischer Wille sei, den Wald verstärkt für die Windkraft zu nutzen. Flächen wie der "Große Wald", die bereits durch Anlagen vorbelastet sind, sollen ausgebaut werden, um eine Konzentration von Anlagen zu erreichen. Durch den Einsatz eines Selbstfahrers soll der Einschnitt in die Natur so gering wie möglich ausfallen. Rund 0,75 Hektar Wald müssten pro Windrad gerodet werden. Dies sei zwar zu bedauern, der Klimaschutzeffekt sei aber immens, rechnete Marek Steiff vor: Während ein Hektar Wald im Jahr 13 Tonnen CO2 speichere, ließen sich durch ein Windrad – im Vergleich zur Stromerzeugung durch Braunkohle – 11.000 Tonnen CO2 einsparen, grob gerechnet das Tausendfache.

> Warum in Altheim? "Wir reden über ,Altheim III‘. Wo ist aber ,Glashofen I‘ oder ,Rippberg I‘?", fragte ein Bürger und kritisierte damit – wie eine Reihe weiterer Fragesteller – die Tatsache, dass in anderen Walldürner Ortsteilen keine Anlagen stünden und Altheim über Gebühr belastet und von Anlagen umzingelt sei. Dafür gab es viel Applaus. Das Argument konnte Uwe Steiff nachvollziehen. Allerdings sei es aufgrund der Lage und des großen Abstands zur Wohnbebauung ein idealer Standort, wie es landesweit nur wenige gebe. Die Abstände – 1500 Meter zu Gerichtstetten oder 1900 Meter zu Altheim – seien doppelt so groß wie die gesetzliche Vorgabe. Die Infrastruktur sei durch die benachbarten Windparks vorhanden, und auch optisch füge sich der neue Park in den Bestand ein.

> Warum neue Anlagen, wenn die alten stillstehen? Eine Bürgerin stellte die Frage, weshalb neue Windräder gebaut werden sollen, wenn die alten häufig stillstehen. Diese Einschätzung konnte Bernd Brunner nicht nachvollziehen: "Die Anlagen stehen im Normalfall nur, wenn kein Wind weht, oder aus Wartungsgründen." Sowohl die Altheimer als auch die Hettinger Windräder würden "sehr zufriedenstellend" laufen, so Brunner.

> Was hat Altheim davon? "Es wird nicht passieren, dass Altheim nicht davon profitiert", versprach Ortsvorsteher Hubert Mühling. Vorgespräche mit der Stadt über die Verwendung der Pachteinnahmen habe er bereits geführt.

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