Heidelberg. (jola) Ein Ehepaar muss sich seit Montag wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes vor dem Heidelberger Landgericht verantworten. Der Frau wird vorgeworfen, im Spätsommer 2020 dem damals sechsjährigen Sohn ihres Ehemannes in zwei Fällen gestattet zu haben, sexuelle Handlungen an ihr vorzunehmen und Geschlechtsverkehr mit ihr zu haben. Dem Vater wird zur Last gelegt, die erste Tat nicht unterbunden zu haben, obwohl er dazu verpflichtet gewesen wäre und bei der zweiten Tat gemeinschaftlich mit der Frau gehandelt zu haben. Außerdem soll er 78 Bilddateien mit kinderpornographischem Inhalt besessen haben.
Im Prozess äußerten sich die Angeklagten nicht zur Tat. Der Vorsitzende Richter André Merz verlas allerdings die Aussagen des Ehepaars, die sie bei der Haftbefehlseröffnung vor einer Richterin gemacht haben. Dabei bestritten sie die Taten: "Ich habe ihn niemals sexuell missbraucht", sagte die 57-Jährige im Oktober 2020. Das Kind habe sie vielmehr immer anfassen und sie auch auf Toilette begleiten wollen. "Ich habe immer gesagt, er soll das lassen." Auch der 55-jährige Vater bestritt den sexuellen Missbrauch: "Ich glaube, dass er eine Fantasie im Kopf hat, die er für wahr hält."
Der Angeklagte äußerte sich im Prozess allerdings zu seinem bisherigen Leben. Nach einer ersten Ehe, aus der eine Tochter hervorging, habe er 2013 mit einer anderen Frau den Sohn bekommen, um den es im jetzigen Verfahren geht. Von dieser Frau trennte er sich 2017 und heiratete 2019 die Angeklagte. Jedes zweite Wochenende sei der Sohn bei ihm gewesen. Die Taten sollen sich allerdings in den letzten Wochen der Sommerferien ereignet haben, in denen der heute Siebenjährige länger bei dem Ehepaar war. Es war das letzte Mal, dass er seinen Sohn seither gesehen hat. Die Eheleute haben Monate in der Untersuchungshaft verbracht, sind aber wieder auf freiem Fuß. "Ich war förmlich zerrissen", beschrieb der Vater seine Zeit im Gefängnis. "Ich wusste nicht, was Sache ist."
Das Kind wurde bereits von einem Richter vernommen, das Gespräch wurde aufgezeichnet und wird an einem der folgenden Verhandlungstage gezeigt. Bei der Aussage der Mutter des Kindes war die Öffentlichkeit ausgeschlossen, die Urteilsverkündung ist für den 10. Mai geplant.
Update: Montag, 12. April 2021, 20.15 Uhr