Mathis Stein hat ein Luxus-Problem. Der 15-jährige Nachwuchssportler des SuS 1910 Enniger (FLVW-Kreis Beckum) fegte im vergangenen Jahr bei den westfälischen Jugendmeisterschaften in Hagen die 100 Meter in 11,33 Sekunden herunter und beförderte im Kugelstoßen den 4-kg-schweren Eisenball auf 15,21 Meter. In beiden Wettbewerben führt er in seiner Altersklasse mit großem Vorsprung die westfälische Bestenliste 2020 an.
Da beide Disziplinen vom Bewegungsablauf grundverschieden sind, wird sich das Kraftpaket aus dem Münsterland langfristig entscheiden müssen. Doch für welche Disziplin? „Das weiß ich selber noch nicht, wenn ich mehr Körpermasse zum Kugelstoßen bringe, werde ich im Sprint langsamer. Und umgekehrt: Wenn ich mich mehr auf den Sprint konzentriere, ist das sicherlich nicht leistungsfördernd für das Kugelstoßen", gibt Mathis Stein zu bedenken.
Der 1,89 Meter große Modellathlet will daher vorerst noch doppelgleisig fahren, denn ihn reizt an der Leichtathletik die Vielseitigkeit: „Ich liebe beide Disziplinen. Beim Kugelstoßen gefällt mir vor allem, dass vor einem Wettkampf alles wesentlich ruhiger abläuft als beim Sprint. Das spürt man schon beim Warmmachen. Wenn man dann in den Ring tritt und einen Fehler macht, ist das nicht ganz so schlimm, denn man hat ja noch fünf weitere Versuche. Im Sprint reicht dagegen ein kleiner Patzer und die Sache ist schon gelaufen.“
Dass Mathis Stein bereits mit fünf Jahren Gefallen an der Leichtathletik fand, war kein Zufall, denn seine Großeltern Bodo und Helga Stein waren damals schon Übungsleiter beim SuS 1910 Enniger und engagieren sich auch heute noch im Nachwuchsbereich des Vereins. Nach einer vielseitigen leichtathletischen Grundausbildung wurde das Talent dann von seinem Vater Holger Stein, der ebenfalls Trainer beim SuS Enniger ist, und SuS-Übungsleiterin Tanja Sell übernommen.
Im Alter von zwölf Jahren ließ Mathis Stein bereits seine Veranlagung für das Kugelstoßen und den Sprint erkennen. Allerdings spielt das Grundlagentraining bei ihm weiter eine wichtige Rolle. „Kurz gesagt, ich trainiere Kugelstoßen mit Sprint dabei", betont der zweifache westfälische Ranglisten-Erste. Aufgrund seiner noch nicht abgeschlossenen körperlichen Einwicklung verzichtet er zurzeit beim Krafttraining auf die Arbeit mit Maximal-Gewichten.
In diesem Jahr ist der 15-Jährige in die Altersklasse U18 aufgerückt, wo die Anforderungen deutlich höher sind als in seiner bisherigen Alterskategorie. In den Sommermonaten möchte er die Qualifikation für die Deutschen Jugendmeisterschaften am 30./31. Juli in Rostock schaffen. Luft nach oben hat er noch in beiden Disziplinen. So kann er im Sprint noch seine Armarbeit und sein Finish verbessern. Im Kugelstoßen möchte er sich in diesem Jahr von der Angleit- auf die Drehstoß-Technik umstellen. „Allerdings soll es zunächst nur ein Versuch sein. Wenn dieses Experiment nicht gelingen sollte, kehre ich wieder zur Angleittechnik zurück", hat sich der Schützling von Tanja Sell und Holger Stein vorgenommen.
Mathis Stein zeigt sich nicht nur im Sport, sondern auch in der Schule selbstbewusst und ehrgeizig. Zu den Lieblingsfächern des Zehntklässlers, der das Kopernikus-Gymnasium in Neubeckum besucht, zählen die Naturwissenschaften. In seiner Freizeit ist der erfolgreiche Nachwuchssportler bereits in der Software-Entwicklung tätig und arbeitet sogar schon mit Unternehmen zusammen. Da ist bei ihm neben dem Sport kein Platz mehr für weitere Hobbys.
Auf ihrem Weg ins Leistungssportlerleben fördert der FLVW die vielversprechenden Nachwuchstalente. Eine Förderung, die vor allem dank der Kooperation des Verbandes mit seinem Partner goldgas möglich ist. Die Unterstützung ermöglicht es der westfälischen Leichtathletik,jährlich das „goldgas Talent-Camp“ durchzuführen. Über vier Tage werden Nachwuchsathletinnen und -athleten getestet, Leistungsdiagnosen erstellt und für die weitere Förderung ausgewählt. Diese besteht aus den Lehrgängen des „goldgas Talent-Teams“. Hier werden die jungen Sportler an den Leistungssport herangeführt. Neue Vorschläge von den Kadertrainern, Einheiten zum Leistungssportlerleben sind wie moderne Trainingsbedingungen die Vorzüge der Kooperation.