Von Caspar Oesterreich
Mosbach. (cao) Gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation und zahlreichen Branchenpartnern veranstaltet der Bundesverband der Hörsysteme-Industrie jedes Jahr am 3. März den Welttag des Hörens – heute bereits zum elften Mal. Die RNZ hat vor Ort beim Geschäftsführer von "Meister Beuchert Hörsysteme", Andreas Beuchert (Foto: cao), nachgefragt, warum der Aktionstag so bedeutend ist.
Herr Beuchert, was ist das Ziel des Welttags des Hörens?
In erster Line geht es darum, Menschen zu einer regelmäßigen Hörvorsorge zu bewegen. Die ist wichtig, kostenlos und schnell erledigt, wird aber leider immer noch viel zu selten wahrgenommen. Bei der Führerscheinprüfung ist ein Sehtest längst Pflicht, doch die Funktion des Gehörs muss nicht überprüft werden. Dabei ist Hören mindestens genauso wichtig wie Sehen, um die Umwelt wahrzunehmen. Unzählige Informationen werden über Geräusche, Klänge aber vor allem über die Sprache in unserem Alltag vermittelt. "Nicht sehen trennt von den Dingen, aber nicht hören trennt von den Menschen." Das hat schon der Philosoph Emanuel Kant richtig erkannt.
Warum ist das frühzeitige Erkennen von Hörschäden so wichtig?
Hören bedeutet Lebensqualität, und wer sein Gehör regelmäßig testen und eine Schwerhörigkeit frühzeitig und professionell versorgen lässt, verhindert nicht nur den Verlust sozialer Kontakte und lebt sicherer, sondern fördert seine geistige Fitness. Denn werden Hörschäden nicht behoben, deren Behandlung verschleppt, kann das unwiderrufliche Folgen für die nachgelagerte Sinneswahrnehmung und deren Verarbeitung im Gehirn haben. Studien haben belegt, dass eine frühzeitige Erkennung von Hörminderung sogar das Risiko einer Demenzerkrankung verringert.
Wie viele Menschen in Deutschland haben Probleme beim Hören?
Der Deutsche Schwerhörigenbund schätzt die Zahl auf 16 Millionen Menschen in unserem Land. Davon sind aber längst nicht alle diagnostiziert. Denn der Hörverlust kommt schleichend, wird nicht sofort bemerkt. Bei Menschen über 50 Jahren hat jeder dritte schon Schwierigkeiten beim Hören. Bei den Über-60-Jährigen ist es schon jeder zweite.
Wie erkennt man Schwerhörigkeit?
Wenn die Mitmenschen immer undeutlicher reden. Es ist ein Irrglaube, dass man als Schwerhöriger die Welt einfach nur leiser wahrnimmt. Vielmehr sind es die hochfrequenten Töne, die am Anfang nicht mehr richtig gehört werden, wodurch man sein gegenüber schlicht schwerer versteht, denkt, sie oder er würden nuscheln. Dazu kommt dann die Verwechslung von ähnlichen Wörtern wie "Sand" und "Hand" oder "Laus" und "laut". Ein weiteres Warnzeichen ist es, wenn sich Schreckmomente im Straßenverkehr häufen, weil man seine Umgebung einfach schlechter wahrnimmt.
Stellt die Coronapandemie Schwerhörige vor besondere Probleme?
Ja. Im vergangenen Jahr sind so viele Hörgeräte verloren gegangen wie noch nie. Beim ständigen Auf- und Absetzten der Masken passiert das schnell. Dazu kommt, dass durch die Schutzmasken Mimik und Lippenbewegungen nur schlecht oder überhaupt nicht wahrgenommen werden. Die spielen beim Verstehen aber eine wichtige Rolle.
Info: Hörvermögen online testen unter: www.meister-beuchert.de