Von Christine Frei
Heidelberg. Ein landschaftliches Juwel liegt in Reichweite der Altstadt im Heidelberger Stadtwald: das Felsenmeer. Um es aufzusuchen, führen abwechslungsreiche Wege entlang des Schlosshangs. Im Winter erlauben laubfreie Bäume eindrucksvolle Blicke auf das Schloss von der Bergseite und das Neckartal. Und gleich hier, in die Bergflanke über dem Neckar und unterhalb vom Königstuhl, dehnt sich das Felsenmeer aus. Es türmen sich allerdings keine Wellen, sondern große, graue, rundgeschliffene Steinblöcke.
Doch warum konzentrieren sich ausgerechnet an dieser Stelle solch schwere Kaliber? Ihr Formen beginnt unscheinbar und vor langer Zeit: Risse entstehen im massiven Berggestein, zum Beispiel durch tektonische Spannungen. Sie bilden Wege für Wasser, das den Buntsandstein abnutzt, bei Frost sprengt, und so zu Spalten weitet, die Blöcke abtrennen. Betrachtet man das Felsenmeer, so ist kaum vorstellbar, dass seine Bestandteile durch einen Bach an diese Stelle transportiert wurden.
Dennoch ist das eine heiße Spur zur Lösung: Im Odenwald herrschte während der Kaltzeiten des Pleistozän Permafrost. Das heißt, obwohl der Boden im Winter oft mehrere Meter tief komplett durchgefroren war, taute die obere Lage im Sommer auf. Das Tauwasser staute sich über der noch gefrorenen tiefen Bodenschicht und führte an Berghängen dazu, dass der nun wassergesättigte Schutt langsam abwärts floss und sich in Mulden sammelte. Die herausgewitterten Sandsteinblöcke wurden vom Oberflächenwasser im Laufe der Zeit von weicheren Bestandteilen freigespült, bis nur noch das heute sichtbare Felsenmeer übrig blieb.
Die mächtigen Felslagerungen lassen in der Kernzone mangels Bodensubstrat keine höhere Vegetation wachsen. Im Gegensatz zum benachbarten Wald bieten sie nur vergleichsweise wenigen Arten Lebensraum – es sind Spezialisten, die sich hier ansiedeln. Diese seit Jahrtausenden überdauernde Felslandschaft ist Grundlage für den Erhalt seltener Pflanzen- und Tierarten, wie das Leuchtmoos. Tatsächlich leuchtet das an schattigen Standorten wachsende Moos, da es Licht reflektiert. Die Farne, Moose und Flechten setzen Farbakzente auf den Felsen und sind an das Leben hier gut angepasst. Für sie und den noch erhaltenen Karpatenbirken-Ebereschen-Blockwald steht das Felsenmeer unter Naturschutz.
Zum Felsenmeer
Strecke: Rundwanderung ab dem Parkplatz Himmelsleiter im unteren Teil vom Molkenkurweg. Die Straße im Bereich der nebenliegenden Kurve queren zu dem hier beginnenden unmarkierten Forstweg. Diesem geradeaus folgen. Schon nach rund einem Kilometer zweigt ein Pfad nach rechts oben ab (Biersiedersteige), beschildert mit "Felsenmeer 1,8 Kilometer". So stößt man auf einen oberen Forstweg, dessen Markierung "gelbes V" man nach links folgt. Sie führt oberhalb vom Felsenmeer bis zum Hohlen Kästenbaum. Zurück geht man zunächst auf gleichem Weg bis zum Beginn des Felsenmeeres. Hier führt von der Forststraße aus ein Pfad abwärts und verläuft diagonal durchs Felsenmeer. Bei der nächsten Weggabelung den linken Weg nehmen, der Pfad überquert einen Forstweg und stößt auf die Markierung "gelbes R", der man nach links folgt. Dieser Forstweg führt zurück zum Startpunkt – man kann sich an der Markierung orientieren, bis auf die letzten unmarkierten Meter.
Länge: rund 8 Kilometer
Höhenunterschied: etwa 300 Meter
Dauer: rund drei Stunden ohne Pausen
Anfahrt & Parken: Nach dem Gaisberg-Tunnel rechts in die Klingentorstraße einbiegen und aufwärts durch die Neue Schlossstraße bis in den Schloss-Wolfsbrunnenweg fahren. Rechts in den Molkenkurweg abbiegen, nach etwa 500 Metern wird der Parkplatz erreicht.
ÖPNV: Vom Universitätsplatz in Heidelberg mit dem Bus der Linie 30 eine Station zur Haltestelle Schloss im Schloss-Wolfsbrunnenweg fahren. Weiter wie unter "Anfahrt" beschrieben.
Verpflegung: Rasthütten am Felsenmeer und an der Wegkreuzung "Hohler Kästenbaum"
Karte: Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, Wander- und Radwanderkarte Blatt 12, Heidelberg-Neckartal-Odenwald, 1:20.000, 04/2019, ISBN: 978-3947593101