Seit Donald Trump sie im Wahlkampf aufforderte, "sich bereitzuhalten", sind die rechtsextremen "Proud Boys" im öffentlichen Fokus. Die Befürchtung: Sie könnten mit Gewalt gegen Trump-Gegner vorgehen. Der Chef der Gruppe beschwichtigt. Doch nach dem Trump-Marsch in Washington sah das anders aus.
Die rechtsextreme US-Organisation "Proud Boys" will nach den Worten ihres Chefs Enrique Tarrio bei ihrem Einsatz für Donald Trump als US-Präsidenten nicht zur Gewalt greifen. "Wir werden friedlich bleiben, definitiv", sagte Tarrio dem Berliner "Tagesspiegel" am Rande des "Million MAGA March", einer Demonstration für Trump in der Hauptstadt Washington am Samstag. Dort waren Mitglieder der rechten Gruppierung allerdings sehr wohl in gewalttätige Auseinandersetzungen mit Gegendemonstranten verwickelt.PAID Proud Boys 15.10
Wenn sich ein Wahlsieg des Demokraten Joe Biden bestätigen sollte, würden die "Proud Boys" "ein Bier trinken und rausgehen, protestieren", und zwar definitiv "friedlich, aber kraftvoll", betonte Tarrio jedoch. Der Geschäftsmann aus Florida ist auch einer der führenden Köpfe der "Latinos for Trump". Die "Proud Boys" hätten jetzt 12.000 bis 15.000 Mitglieder, sagt Barrio, der laut "New York Times" im Wahlkampf für Trump Klinken geputzt haben soll. Werde Biden Präsident, würden die "Proud Boys" eine erneute Kandidatur Trumps 2024 unterstützen: "Er soll auf jeden Fall noch mal antreten, wenn er dieses Mal verliert."
Trump hatte im Wahlkampf in einem TV-Duell mit Biden in Richtung der "Proud Boys" erklärt, sie sollten sich "zurück- und bereithalten" ("Stand back and stand by"). Das war von einigen als Billigung von Gewalt interpretiert worden, zumal die Organisation auch mit gewalttätigen Unruhen wie in Charlottesville im Jahr 2017 in Verbindung gebracht wird.
Der in Florida aufgewachsene Tarrio bezeichnet sich als Afro-Kubaner und "American Supremacist". Der Begriff "White Supremacists" bezeichnet Verfechter der These einer weißen Überlegenheit, Tarrio spricht also von einer amerikanischen Überlegenheit. Mitglieder der "Proud Boys" hatten am Samstag an der Kundgebung von Trump-Anhängern gegen Wahlbetrug in Washington teilgenommen. Mehrfach war dabei berichtet worden, dass sich Mitglieder der Gruppe - vermummt, Helm und schusssichere Weste tragend - einschüchternd vor Gegendemonstranten aufgebaut hätten.US-Wahl Liveblog Teil 4 Dreh 13-15
In der Nacht zum Sonntag kam es dann zu handfesten Auseinandersetzungen. Nach Prügeleien mit Mitgliedern der Black-Lives-Matter-Bewegung, bei denen unter anderem Baseball-Schläger zum Einsatz kamen, soll ein Mensch mit Stichverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden sein. Die Polizei musste die Kämpfe mit Tränengas-Einsatz unterbinden, heißt es. Zehn Personen seien festgenommen worden. Trump beschuldigte in diesem Zusammenhang via Twitter linke "Antifa"-Gruppen, seine Unterstützer angegriffen zu haben und forderte die Polizei auf, sich "nicht zurückzuhalten".
Die "Proud Boys" bildeten sich in den USA 2016 nach der Wahl von Trump zum Präsidenten. Die "Stolzen Jungs" sind eine rechtsextreme, rein männliche, paramilitärische Organisation, die den Widerstand gegen die staatliche Institutionen propagiert. Sie hängen der Verschwörungstheorie an, dass insbesondere weiße Männer in der westlichen Kultur davon bedroht seien, ausgelöscht zu werden. Inzwischen gibt es Ableger in Kanada, Australien und Großbritannien. Als Gründer gilt der kanadische rechtsextreme Autor, Komiker und politische Kommentator Gavin McInnes, der auch Gründer des Magazins "Vice" ist. Der 50-Jährige soll den Namen "Proud Boys" einem Lied aus dem Disney-Musical "Aladdin" entliehen haben.