Heidelberg. (ani) Der "Dankeschein" kommt – das hat der Gemeinderat am Donnerstag einstimmig beschlossen. Mit der Solidaritätsaktion für Geschäfte, Gastronomie, Hotels, Dienstleister, Kunst- und Kultureinrichtungen, (Solo-)Selbstständige und gemeinnützige Vereine soll die lokale Wirtschaft in der Corona-Krise unterstützt werden. Und so funktioniert’s: Alle Heidelbergerinnen und Heidelberger ab 16 Jahren bekommen voraussichtlich Anfang Dezember einen "Dankeschein" per Post zugeschickt. Wenn sie einkaufen, einkehren oder eine Dienstleistung in Anspruch nehmen, können sie ihn abgeben: in Läden, Restaurants oder auch beim Friseur. Pro abgegebenem Schein bekommen die Betriebe einen städtischen Zuschuss von zehn Euro.
Der "Dankeschein" bringt ausschließlich den Betrieben einen finanziellen Vorteil und ist kein Gutschein für die Bürgerinnen und Bürger. Diese tragen allerdings durch die Abgabe gleich doppelt dazu bei, dass der jeweilige Betrieb die Corona-Krise gut übersteht und künftig weiter für sie da ist – erstens durch den Einkauf von Produkten vor Ort und zweitens durch den städtischen Zuschuss, den der Betrieb aufgrund des Dankescheins erhält. Der "Dankeschein" bietet Heidelbergerinnen und Heidelbergern die Chance, ihren Lieblingsläden und -einrichtungen "danke" zu sagen und zu helfen. Die Stadt setzt mit der Aktion auf die solidarische Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger für die Heidelberger Wirtschaft – für den Erhalt eines attraktiven Einkaufs- und Kulturstandortes mit vielen Arbeitsplätzen. Die Abgabe des "Dankescheins" ist bis 31. Januar 2021 möglich.
Die Aktion war bereits im Mai angestoßen worden, um den Betrieben in der Corona-Krise beizustehen – nun mussten diese sich bis zur Einführung der Scheine rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft also etwas gedulden. Der Gemeinderat hat die Umsetzung endgültig in seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag beschlossen. Für die Umsetzung ist das Amt für Wirtschaftsförderung und Wissenschaft in Zusammenarbeit mit dem Citymarketingverein Pro Heidelberg und Heidelberg Marketing zuständig.
Info: Betriebe, Einrichtungen und Vereine, die vom "Dankeschein" profitieren wollen, können sich ab Dienstag, 17. November, online unter www.vielmehr.heidelberg.de registrieren. Teilnehmen kann, wer infolge der Corona-Landesverordnung vom 17. März 2020 schließen musste.
Update: Sonntag, 15. November 2020, 20 Uhr
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Fast ein halbes Jahr mussten die Heidelberger Einzelhändler, Vereine und Kultureinrichtungen warten, doch nun soll der Heidelberger Solidaritätsgutschein noch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft eingeführt werden. Das versprach Marc Massoth, Leiter des städtischen Amts für Wirtschaftsförderung, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Wissenschaft (AWW). Als Weiterentwicklung dieser Idee wird auch eine Online-Plattform als "virtueller Marktplatz" aufgesetzt, auf der sich all diejenigen Einrichtungen und Betriebe präsentieren können, bei denen man den Gutschein einlösen kann. Er soll laut Massoth nun übrigens "Danke-Schein" heißen. Das "Schaufenster Heidelberg" soll auch nach Ablauf der Gutschein-Aktion bestehen bleiben.
Die Idee ist einfach: Alle Bürgerinnen und Bürger Heidelbergs ab 16 Jahren können einen "Danke-Schein" über einen Wert von zehn Euro erwerben, den sie bei den teilnehmenden Geschäften, Gastronomiebetrieben, Kultureinrichtungen oder Vereinen einlösen können. Die Gutscheine werden von der Stadt ausgestellt und zugeschickt, jeder kann aber selbst entscheiden, wo er sie ausgibt, und wer somit obendrein noch einmal von der Stadt einen Zuschuss über zehn Euro pro eingelöstem "Danke-Schein" erhält.
Einen Überblick, wo man überall die Gutscheine einlösen kann, wird das "Schaufenster Heidelberg" bieten. Dort können sich die Anbieter individuell mit Fotos und wichtigen Informationen vorstellen und auf ihre jeweilige Internetseite oder "Social Media"-Kanäle verlinken. Die Nutzer der Plattform wiederum können die Angebote nach eigenen Wünschen filtern. Möglich sei in Zukunft auch ein gemeinsamer Warenkorb, sagt Massoth. Zugleich soll das "Schaufenster" auch ausbaufähig sein. Denkbar sei laut Gemeinderatsvorlage auch ein eigener Vertrieb per Lastenfahrrad. Als Partner sind neben der Digital Agentur Heidelberg auch der Citymarketing-Verein "Pro Heidelberg", die Heidelberg Marketing GmbH sowie die Stadtwerke und Fachämter mit im Boot. Hinzu kommen Ansprechpartner aus Handel, Gastronomie, Kultur und Vereinswesen. Einzelne Angebote sollen auch mit dem Veranstaltungskalender verlinkt werden.
Damit das "Schaufenster" auch langfristig genutzt wird, sind auch finanzielle Anreize für die Nutzer vonnöten. Daher ist auch eine Kooperation mit der "Heidelberg Card" geplant, für deren Inhaber Rabatte denkbar wären. Heidelberger Arbeitgeber könnten zusätzlich dazu motiviert werden, ihren Beschäftigten monatlich den vom Gesetzgeber eingeräumten steuerfreien Sachbezug im Wert von 44 Euro zu gewähren, der dann ebenfalls nur in Heidelberger Geschäften eingelöst werden könnte.
Die Entwicklung des "Heidelberger Schaufensters" wird 40.000 Euro kosten, danach fallen laut Stadt 55.000 Euro im Jahr als Betriebskosten an. Die Stadträte im AWW begrüßten das Projekt, äußerten aber auch die Befürchtung, dass sich möglicherweise zu wenig Geschäfte auf der Internetplattform präsentieren könnten. Die Fraktionen der Grünen, der CDU und FDP beantragten daher, dass die Federführung des Projekts bei der Heidelberg Marketing GmbH liegen soll. FDP-Stadtrat Karl Breer äußerte die Hoffnung, dass die städtische Tochtergesellschaft jetzt, wo auf dem Gebiet des Tourismus nicht so viel zu tun sei, genügend Kapazitäten habe, um das "Schaufenster" mit Leben zu füllen.
Am Ende votierte der Ausschuss mit zehn zu sechs Stimmen für diesen Antrag. Die Digital Agentur, "Pro Heidelberg" und das Amt für Wirtschaftsförderung bleiben weiter mit im Boot.