Von Hannelore Schäfer
Heddesheim. "Vogelgezwitscher ist die schönste Gartenmusik", ist Kurt Klemm überzeugt. Der Naturschutzbeauftragte des Vereins der Vogelfreunde und -pfleger Heddesheim ist ein profunder Kenner der heimischen Vogelwelt. Gerade jetzt können Gartenbesitzer seiner Auffassung nach einiges tun, um den Vögeln auch in dieser Jahreszeit mit einem natürlichen Nahrungsangebot den Tisch zu decken. Vor allem die beerentragenden Stauden und Hecken sollten jetzt nicht zurückgeschnitten werden, sie sind eine wahre Snackbar für Vögel, weiß Klemm.
Sie dienten nicht nur als Futterquelle für Seidenschwänze und Rotdrosseln, die in der kälteren Jahreszeit als Futtergäste aus dem hohen Norden zu uns kommen, es profitierten auch heimische Weichfutterfresser wie Rotkehlchen und Amseln davon. Eine ideale Nahrungsquelle für Vögel stellen unter anderem Schwarzer Holunder oder Weißdorn dar.
Die aus den Blüten entstehenden roten Beeren des Weißdorns haften bis in den Winter am Strauch und halten somit auch in der kalten Jahreszeit etwas zum Anpicken für gefiederte Gartenbesucher bereit. "Die schwarzen Holunderbeeren schmecken indes nicht nur den Vögeln, sie eigenen sich auch gut für Saft und Marmelade", weiß Klemm. Körnerfresser bevorzugen wiederum die Samen diverser Korbblütler. Gerne aufgepickt werden Sonnenblumen, die ein beliebtes Gastmahl darstellen. "Und wer die Natur mit samt ihren Lebewesen schätzt, der legt keine "Gärten des Grauens" an, sagt Klemm. Gemeint sind die zugeschotterten Steingärten, in denen alles Leben versiegt. Der Vers "viel Steine gab’s und wenig Brot", habe hier seine ganz besondere Bedeutung, bedauert der Heddesheimer den unschönen Trend zum pflegeleichten Vorgarten.
"Lieber mal etwas Unordnung im Garten wagen, anstatt akkurater Steinwüsten", rät Klemm. Aufgrund des Rückgangs der natürlichen Nahrungsquellen plädiert der Vogelfreund für die ganzjährige Zufütterung. "Die Koryphäe unter den deutschen Ornithologen, Professor Peter Berthold, rät schon seit vielen Jahren zu solchen Maßnahmen", betont Kurt Klemm. Gerade jetzt biete es sich an, Futterstellen einzurichten, damit sich die gefiederten Gäste an den Futterplatz gewöhnen und bei Bedarf darauf zurückgreifen können. Durch die intensive Landwirtschaft, den Einsatz von Pestiziden sowie dem permanenten "Aufräumen" in den Hausgärten schwinde das Nahrungsangebot der Vögel ganzjährig.
Für verschiedene Vogelarten benötige man natürlich auch verschiedene Futtersorten. Geeignet sind fetthaltige Flocken und Sämereien, aber auch zerkleinerte Nüsse (Walnüsse, Haselnüsse und ungesalzene Erdnüsse). Das Aufstellen einer flachen Schale mit Wasser erweist sich ebenfalls als sinnvolle Maßnahme. "Wenn Vögel nach Wasserstellen suchen müssen, verbrauchen sie eine Menge Energie", weiß Klemm. Das von Professor Peter Berthold und Gabriele Mohr verfasste und zwischenzeitlich überarbeitete Buch "Vögel füttern, aber richtig" empfiehlt Kurt Klemm als kleine nützliche Lektüre für Vogelfreunde.
Der Heddesheimer zählt nicht nur zu den profundesten Kennern der regionalen Vogelwelt, er springt auch oft als Ersatzpapa für verwaiste Jungvögel ein. Verletzten oder kranken Vögeln hilft er nach Möglichkeit auf die Beine, um sie nach erfolgreicher Genesung wieder auszuwildern. Zu Letzteren zählte kürzlich ein Turmfalke. Der ziemlich mitgenommene und umherirrende Greifvogel war von Passanten in Heddesheim entdeckt worden, die daraufhin Kurt Klemm verständigten. Der Naturfreund nahm den schwächelnden Mäusejäger unter seine Fittiche.
Mit kleinen Stückchen von Hühnerherzen päppelte er den Vogel wieder auf. "Ich war ganz erstaunt, wie zutraulich der Wildvogel war. Er sah in mir offenbar einen Helfer", registrierte Klemm. Nach Rücksprache mit einem Tierarzt sei wohl eine vergiftete Maus Ursache des Übels gewesen, mutmaßte Klemm.
Nachdem der Turmfalke dank guter Pflege wieder bei Kräften war, nahm sich Wolfgang Dreier vom Nabu Mannheim des Vogels an. Er brachte ihn zu einer Auswilderungsstation nach Bruchsal, wo er auf die Rückkehr in die Freiheit vorbereitet wird.