Buchen. (rüb) "Es hat Spaß gemacht, und auf das Ergebnis sind wir stolz", berichtet Projektleiter Peter Schwab, "denn nicht nur wir, sondern vor allem die nachfolgenden Klassen werden davon profitieren." Auf Initiative ihres Fachlehrers Rainer Kirchgeßner haben sich Schwab und seine Mitschüler aus der Klasse TGTM3 der Zentralgewerbeschule (ZGB) in einer Projektarbeit mit der Errichtung einer Stromtankstelle für Fahrräder befasst. Corona-bedingt konnte das in der zwölften Jahrgangsstufe begonnene Vorhaben mit einigen Monaten Verzögerung jetzt abgeschlossen werden. Im Gespräch mit der RNZ stellten die angehenden Abiturienten und ihr Lehrer das beispielhafte Projekt vor.
"TM" steht am Technischen Gymnasium für Technik und Management. Im Fach Projektmanagement müssen die Schüler im zweiten Schuljahreshalbjahr der zwölften Klasse ein Projekt verwirklichen. Wer bei diesem Stichwort an Aktivitäten denkt, die keinen echten Mehrwert besitzen, sondern eher einer Beschäftigungstherapie – möglicherweise sogar für die geplagten Eltern der Schüler – nahekommen, der sollte seine Vorurteile über Schulprojekte zumindest kurzzeitig vergessen.
Denn die Projektarbeiten am TG zeichnen sich dadurch aus, dass etwas Sinnvolles, etwas Nützliches geschaffen wird, oder, wie es Rainer Kirchgeßner formuliert: "Ein Projekt, das Hand und Fuß hat." Ein solches war schnell gefunden. Der ehemalige TG-Abteilungsleiter Alfons Pföhler, der im Januar 2019 überraschend im Alter von 64 Jahren gestorben ist, hatte schon vor rund fünf Jahren die Idee für eine E-Bike-Ladestation an der Schule: "Er wollte dann mit dem E-Bike von seinem Wohnort Laudenberg in die Schule fahren", erinnert sich Kirchgeßner. Auch wenn Pföhler die Umsetzung seiner Idee nun nicht mehr miterleben kann, so sei das Projekt auch ihm zu Ehren gestartet worden.
Zu Beginn wurde die aus 13 Schülern bestehende Klasse in vier Gruppen eingeteilt. Dann wurden die Projektziele erarbeitet, die benötigten externen Fachleute identifiziert und kontaktiert, die genauen Abläufe und ein Terminplan festgelegt. Schnell stand fest, dass eine Insellösung verwirklicht werden soll, also eine Ladestation, die unabhängig vom vorhandenen Stromnetz funktioniert – und zwar durch die Nutzung von Sonnenergie. Die weiteren Ziele: Drei Fahrräder sollen dort geladen werden können, die Ladestation soll direkt am Schulgebäude sicher und wetterfest angebracht werden, und sie soll auch an eher trüben Tagen ohne starke Sonneneinstrahlung funktionieren.
Daraufhin informierten sich Projektleiter Peter Schwab und sein Mitschüler Philipp Giersberg bei der Firma Genzwürker Elektrotechnik (Schlierstadt) über die Funktionsweise von Photovoltaikanlagen. In weiteren Arbeitsschritten wurden die benötigten Komponenten aufgelistet und das Design der Ladestation beschlossen, die Kosten wurden kalkuliert, die Finanzierung sichergestellt, und mit Unterstützung der Firma Genzwürker ging es an die Detailplanung.
Eine CAD-Zeichnung von der Halterung der Solarplatten musste erstellt und die benötigten Teile bestellt werden, ehe es dann an den Aufbau der Module und die Kabelverlegearbeiten ging. Auch hier profitierten die Schüler vom Know-How der Firma Genzwürker.
Seit wenigen Tagen ist das Projekt abgeschlossen: Die Ladestation befindet sich vor dem Eingang des D-Gebäudes der ZGB. Die zugehörige Technik findet in der Decke in einem Schaltschrank Platz: Drei Batterien, Wechselrichter und Laderegler sorgen dafür, dass der erzeugte Solarstrom umgewandelt und gespeichert wird. Auf dem Vordach wurden die vier Hochleistungsmodule mit einer Leistung von jeweils 255 Watt montiert. Bis zu drei E-Bikes sind gleichzeitig aufladbar. Wie viele der 1000 Schüler der ZGB mit dem Fahrrad zur Schule fahren, ist nicht bekannt. "Aber das neue Angebot wird sicherlich auf entsprechende Nachfrage stoßen", ist sich Rainer Kirchgeßner sicher.
Neben den Schülern gilt sein Dank dem Förderverein der ZGB, der Großteil der Kosten des knapp 3000 Euro teuren Projekt übernommen hat. Ferner der Firma Genzwürker, welche die Hälfte der Materialkosten der dort gekauften Produkte übernimmt, und der Firma AS 2000 (Buchen), welche die drei Batterien gespendet hat.
"Es ist besser gelaufen als erhofft", sagt Lehrer Rainer Kirchgeßner und lobt das Engagement der Schüler, die auch einiges an Freizeit investiert hätten, etwa für die Montage der Anlage. "Anders wäre das auch nicht zu stemmen gewesen, dafür hätten die zwei Stunden Unterricht pro Woche nicht ausgereicht." Ähnlich zufrieden sind die Schüler, wie dem Statement von Projektleiter peter Schwab zu entnehmen ist: "Es war etwas ganz Neues, sehr praxisnah, und wir konnten die Arbeitsabläufe in einem Unternehmen kennenlernen." Schade nur, dass der Ideengeber die Fertigstellung nicht mehr miterleben darf.