Von Stefan Otto
Mannheim. Patricia Kelly kam nicht allein auf die mit einem Christbaum und etlichen Kerzen reich und weihnachtlich ausstaffierte Bühne. Mit Sebastian Scobel am Flügel, Ian Alexander Griffiths an den Gitarren, Cellist Daniel Brandl und Perkussionist Lukas Meile hatte die Sängerin ein entspanntes, eher zurückhaltend und schlank aufspielendes Quartett an ihrer Seite, mit dem sie bestens harmonierte. Unzweifelhaft im Vordergrund agierend, erschien Patricia Kelly gar nicht so sehr als der Star in seiner Mitte, sondern vollendet eingebunden in das Ensemble.
Neben ausdrücklich weihnachtlicher Deko schmückte auch ein einladend bequemer Ohrensessel die Bühne, der für die Gemütlich- und Heimeligkeit stehen kann, die Patricia Kelly zu erzeugen versteht. Nicht nur ihre Herkunft als drittältestes Mitglied der Kelly Family weisen die 49-Jährige als Familienmensch aus, sondern ebenso ihr erfolgreiches Bemühen, eine harmonisch, ja, intim-familiäre Stimmung im Capitol zu erschaffen. Als es kurz vor der Pause etliche Fans nicht mehr auf den Sitzen hielt und sie an den Bühnenrand stürmten, um ihrem Star kleine Geschenke zu überreichen, bedachte sie ausnahmslos jeden von ihnen mit einer Umarmung und einem Küsschen. Immer wieder forderte sie die Besucher auf, einzustimmen und mitzusingen und konnte sich im Gegenzug auf die Textsicherheit ihrer mehrheitlich weiblichen Fans verlassen.
"Die deutschen Weihnachtslieder, damit kann man mich wirklich begeistern", erklärte die in Spanien geborene, irisch-amerikanische Musikerin und wusste gerade bei dieser Auswahl das Publikum vielstimmig an ihrer Seite. Sogar vielgehörte Titel, deren man schon mal überdrüssig sein kann, "O du fröhliche" oder "Stille Nacht", das Kelly auf Englisch, Spanisch und Deutsch interpretierte, klangen bei ihr frisch und zugleich so vertraut, dass sie Geborgenheit schenkten. Ihre vielseitige Gesangsstimme, Meiles Drums und Scobels freies Spiel am Klavier - weniger das Cello und die Gitarre - machten Swing-Songs aus den altvertrauten Liedern. "Kommet, ihr Hirten" klang in einer aufgepeppten Version wie ein Titel der Kelly Family und rockte das Capitol.
Schon von sich aus genug Groove und Swing besaßen die Songs "White Christmas", "Winter Wonderland" oder "Have Yourself a Merry Little Christmas", bei dem der Kölner Gitarrist Griffiths sich als wahrer Crooner erwies, als er mit einer warmen und samtig-weichen Stimme gekonnt in Kellys hellen, klaren Gesang einstieg. Nicht fehlen durfte "An Angel", die Single, mit der die Kelly Family 1994 ihren Durchbruch geschafft hatte.
Mit dem Gospel "Amen" versuchte Kelly sich nicht ganz so überzeugend als Joy Fleming. Doch mit einem Medley spanischer Weihnachtslieder nahm das Konzert Fahrt auf wie ein Schlitten im Schnee, bis der Hymnus "Gloria" in einer treibenden Pop-Variante sowie John Lennons und Yoko Onos "Happy Xmas (War is Over)" im Lichtermeer der Handys den Höhepunkt der Show bildete.