Von Tillmann Bauer
Rostock/Heidelberg. Viel Zeit, um die Atmosphäre aufzuschnappen, blieb nach dem 35:23-Erfolg im Handball-Länderspiel gegen Polen nicht. Patrick Groetzki (29) blickte noch einmal kurz auf die Ränge der Rostocker Stadthalle und verschwand dann in die Katakomben. "Es war eine coole Atmosphäre hier und toll, vor so begeisterten Zuschauern zu spielen", strahlte der Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen, "das war schon ein bisschen WM-Stimmung." Lang ist es nicht mehr, sogar die Kabinentür war entsprechend geschmückt: "Noch 29 Tage", stand darauf. Heute sind es noch genau 27 - der Countdown bis zum Heim-Weltmeisterschaft im Januar läuft.
Groetzki, der auf der Außenbahn eine passable Partie machte, hatte aber mahnende Worte im Gepäck: "Die Anfangsphase war nicht so gut", sagte er, "eigentlich wussten wir, dass die Polen sehr aggressiv spielen wollen." Man habe zu viele Bälle weggeworfen und auch im Rückzugsverhalten nicht gut ausgesehen.
Groetzki lobt Fäth
Das sah auch Bundestrainer Christian Prokop so, als er mit seiner Analyse begann. "Um mit dem Positivem zu beginnen: Die zweite Halbzeit hat mir sehr gut gefallen", ließ er wissen - und sagte damit indirekt, dass er mit der ersten nicht zufrieden sein konnte: "Da haben wir zu viele leichte Fehler gemacht und der zweite Gedanke war häufig der falsche." Am Ende war Prokop aber mit seiner aggressiven Deckung einverstanden und sich sicher, dass diese der Schlüssel für eine erfolgreiche Weltmeisterschaft sei.
Während viele Spieler die Begegnung nutzen konnten, um den Bundestrainer auf sich aufmerksam zu machen, profitierte vor allem Löwe Steffen Fäth von seiner Einsatzzeit im DHB-Trikot. Er warf fünfmal aufs Tor und traf viermal. Ein beherzter Wurf sprang von der Querlatte zurück ins Feld. Groetzki hatte ein Lob für seinen Kollegen parat: "Das tut ihm sicher gut, seine Leistung war eindrucksvoll", sagte er über Fäth, "ich hoffe, dass er diese Form mit in das Spiel am Samstag nimmt."
Denn Zeit zum Durchatmen bleibt wie so häufig nicht. Für die Mannheimer-Delegation ging es noch am Mittwochabend mit dem Bus nach Berlin, von dort flog man gestern früh nach Frankfurt, um rechtzeitig zurück im Training in Kronau zu sein.
Denn während Groetzki, Fäth und auch Jannik Kohlbacher in Rostock glänzten, durfte der Rest des Löwen-Rudels ein paar spielfreie Tage genießen. Diese Pause und die Leistung seiner Auswahl-Spieler wird auch Löwen-Chefcoach Nikolaj Jacobsen gefreut haben. Gerade in den vergangenen Begegnungen hatte Fäth unter Jacobsen kaum Einsatzzeit bekommen. Bei der DHB-Auswahl zeigte er aber mal wieder, welche Shooter-Qualitäten er besitzt. Es war aus Löwen-Sicht eine rundum gelungene Woche.
"Leistung war eindrucksvoll"
Bevor der Fokus wieder auf die Nationalmannschaft gerichtet wird, stehen richtungsweisende Spiele in der Bundesliga an. Bereits morgen treffen die Badener in der heimischen SAP Arena auf die TSV Hannover-Burgdorf (20.30 Uhr). Was wird das für eine Begegnung? "Eine sehr wichtige", lachte Groetzki, "eigentlich wie jedes Spiel. Aber wir haben in der Vergangenheit immer ganz gut gegen Hannover ausgesehen." Man wisse aber auch, dass der Gegner eigentlich eine sehr gute Mannschaft habe, so der Rechtsaußen: "Wir müssen einfach schauen, dass wir unsere Qualitäten ausspielen, dann wird es sehr schwer für Hannover."
Die aktuelle Situation der Löwen beurteilte Coach Jacobsen folgendermaßen: "Inzwischen sieht es etwas besser aus als zuletzt", sagte der Däne, "aber wir müssen ehrlich sein und erkennen, dass Kiel und Flensburg aktuell einen Schritt weiter sind. Die haben viel größere Titelchancen als wir." Für seine Löwen, so Jacobsen, gehe es vielmehr darum, die eigenen Hausaufgaben zu machen und "sich selbst zu finden". Dazu sollte man Hannover morgen besiegen …