Fünf Jahre ist es her, dass der Satellit GOCE von der Europäischen Weltraumorganisation zurück in die Erdatmosphäre stürzte und dabei zerstört wurde.
Die Daten überlebten jedoch den Absturz. Dank ihnen konnten Forscher nun tief unter dem Eis der Antarktis eine bahnbrechende Entdeckung machen: Sie fanden Landschaften mit Tälern und Gebirgen — die Überreste antiker Kontinente.
Der Satellit GOCE (Gravity field and Ocean Circulation Explorer) wurde von 2009 bis 2013 in der Erdumlaufbahn eingesetzt, um die Gravitationsfelder der Erde zu untersuchen. Basierend auf den Daten, die der Satellit vor seiner Zerstörung aufnahm, konnten das Forschungsteam der Universität Kiel und die Forscher des British Antarctic Surveys in Kombination mit seismologischen Messungen 3D-Bilder der Plattentektonik unter dem Eis der Antarktis erstellen. Die Ergebnisse hielten sie in einer Studie fest, die im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde.
Aufgrund der Eismassen der Antarktis war es bislang schwierig, die plattentektonische Struktur des Kontinents zu untersuchen. „Die Bilder revolutionieren unsere Möglichkeiten, den am wenigsten verstandenen Kontinent der Erde zu untersuchen, die Antarktis“, sagte Fausto Ferraccioli vom British Antarctic Survey in einer Mitteilung der Europäischen Weltraumorganisation.
„In der Ostantarktis sehen wir ein aufregendes Mosaik aus geologischen Formationen, die fundamentale Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der Kruste unter der Antarktis und anderen Kontinenten aufweisen, mit denen die Antarktis vor 160 Millionen Jahren verbunden war“, so Ferraccioli weiter.
Auf den Bildern zeigt sich zudem, dass die Westantarktis im Vergleich mit der Ostantarktis eine deutlich dünnere Kruste hat. Im Westen sind sogenannte Kratone zu sehen — Überreste antiker Kontinente, die in neuere Kontinentalpplatten eingebettet sind.
Die Aufnahmen zeigen nicht nur, was sich Kilometertief unter dem Eis der Antarkis verbirgt — „sie liefern zudem mehr Informationen darüber, wie Kontinente in der Vergangenheit womöglich miteinander verbunden waren, bevor sie sich aufgrund der Plattentektonik auseinanderbewegten“, sagte Roger Haagmans, leitender Forscher der GOCE-Mission.
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