Walldorf. (rö) Die Stadt Walldorf beschäftigt sich seit einiger Zeit mit der Forsteinrichtungserneuerung 2019-2028 für den Stadtwald, die im Dezember beschlossen werden soll. Dafür hat der Gemeinderat jetzt einstimmig die sogenannte "Eigentümerzielsetzung" verabschiedet.
"Die Stadt hat auch bisher schon sehr ehrgeizige Ziele", sagte Forstdirektor Sebastian Eick. Der Leiter des Forstbezirks Rheintal-Bergstraße stellte gemeinsam mit Revierleiter Gunter Glasbrenner dem Gemeinderat die aktuelle Situation und die Zielsetzungen in den einzelnen Distrikten vor.
Eick machte deutlich, dass der Gesundheitszustand der Kiefernbestände "besorgniserregend" ist. Auch der zunehmende Wurzelfraß durch Maikäferengerlinge trage zum Absterben der Bäume bei, führe zum Ausbleiben von Naturverjüngungen oder verhindere das Anlegen neuer Kulturen.
In den verlichteten Waldbeständen können sich dann Neophyten wie die Kermesbeere oder die spätblühende Traubenkirsche ausbreiten. Deshalb erwartet die Stadt von der Forsteinrichtungserneuerung, dass mit ihr Handlungsoptionen für diese Probleme aufgezeigt werden.
Vorrangiges Ziel ist die Erhaltung eines Stadtwalds, der auch in Zukunft seine Erholungs- und Schutzfunktionen erfüllen kann. "Wir haben konkrete Vorschläge und Ideen", kündigte Förster Glasbrenner an. Dazu gehöre angesichts des Klimawandels auch das Pflanzen "neuer Baumarten" wie etwa der Libanon-Zeder. Mit einfließen in die Konzeption werden laut Sebastian Eick auch die Anregungen aus einem Bürgerworkshop, die sich vor allem auf den Erholungsbereich bezogen haben.
Im 512 Hektar großen Stadtwald ist die Kiefer mit einem Anteil von 50 Prozent zwar noch die häufigste Baumart, ihr Anteil hat gegenüber früher allerdings deutlich abgenommen - 1996 waren es noch 63 Prozent gewesen. "Wir versuchen, einen Anteil von 40 Prozent zu halten", sagte Eick, dafür müsse man die entsprechenden Maßnahmen einleiten.
Bei den Laubbäumen dominieren Buchen (15 Prozent), Eichen (zwölf) und Roteichen (sechs). Mit 44 Prozent ist der Anteil der trockenen Dünen- und Kiessand-Standorte sehr hoch, vor allem in den Distrikten Reilinger Eck und Dannhecker Wald. Bessere, frischere Sand- und Lehmböden gibt es laut den Forstleuten auf 56 Prozent der Waldfläche, vor allem im Distrikt Hochholz.
Im Landschaftsschutzgebiet Hochholz haben laut der Eigentümerzielsetzung auch künftig die Belange des Naturschutzes und der Erholung Vorrang vor der Nutzfunktion. Mit dem Waldklassenzimmer liegt hier der Schwerpunkt der Waldpädagogik, die man unbedingt fortführen will. Ziel bleibt "ein artenreicher, stabiler, ökologisch hochwertiger und landschaftlich attraktiver Dauerwald".
Vorrang hat die Naturverjüngung. Mit Bestandspflege und Durchforstung sollen die jüngeren Kiefern-, Douglasien- und Roteichenbestände stabilisiert werden. Das Hochholz ist mit vier Waldrefugien auf 22,6 Hektar auch Schwerpunkt für die Umsetzung des Alt- und Totholzkonzepts, für das insgesamt 35,3 Hektar ausgewiesen sind.
Im Schonwald Reilinger Eck gilt es laut Sebastian Eick in den kommenden Jahren, die Maßnahmen "entsprechend der Schonwaldverordnung fortzusetzen". Im lichten Kiefernwald auf Dünen und Flugsandböden könne "klassische Kiefernwirtschaft" betrieben werden.
Dabei setzt man vor allem auf Naturverjüngung; schlägt diese nicht an, könnten auch Kulturen angelegt werden. Gerade hier sind allerdings auch die Waldschäden am größten. In den vergangenen Jahren war keine planmäßige Durchforstung mehr möglich, es wurden ausschließlich abgestorbene und absterbende Kiefern eingeschlagen.
Deshalb erhofft sich die Stadt von der kommenden Forsteinrichtung auch Vorschläge für die Verjüngung des Walds, die durch Trockenheit, Hitze und sehr hohe Maikäferdichten erschwert wird. Trotz aller Probleme will man auch in Zukunft auf seltene, geschützte Arten Rücksicht nehmen und geschützte Biotope pflegen. Das Projekt Waldweide wird fortgeführt, auch das "Waldmuseum", das historische Waldnutzungen demonstriert, soll samt Waldlehrpfad weiter unterhalten werden.
Der Dannhecker Wald schließlich soll auch in Zukunft vor allem der Naherholung dienen, was ein dichtes Netz guter Waldwege erfordert. Hier will man angesichts sich auflösender Kiefernbestände "auch experimentieren und einen klimastabilen Wald aufbauen", so Eick.
Der Maulbeerbuckel im östlichen Bereich ist Teil des Schonwalds. Hier haben Nabu und Kreisforstamt ein Sandrasenbiotop geschaffen, für dessen Erhaltung die Stadt auch nach Ablauf der Fördermittel die Kosten übernehmen wird.
Breite Zustimmung zur Zielsetzung gab es aus den Reihen des Gemeinderats. Dr. Gerhard Baldes (CDU), Lorenz Kachler (SPD), Hans Wölz (Grüne) und Günter Lukey (FDP) machten vor allem deutlich, dass der Gesundheitszustand des Waldes allen Sorgen bereitet und dass man bereit ist, auch finanziell etwas für die Zukunft des Walds zu tun.