Von Wolfgang Jung
Heßheim. Der tödliche Gefahrstoffunfall auf einer Mülldeponie in Heßheim im Rhein-Pfalz-Kreis ist vermutlich von Blausäure und Schwefelwasserstoff verursacht worden. Das teilte die Polizei in Ludwigshafen am Mittwoch nach der Spurensicherung und einem Schnelltest einer ausgelaufenen Flüssigkeit mit. "Eine abschließende Untersuchung steht aber noch aus", sagte ein Sprecher.
Bei dem Unfall war ein 43-jähriger Mann ums Leben gekommen. Die Leiche wird der Polizei zufolge am Donnerstag obduziert. Blausäure und Schwefelwasserstoff gelten als sehr giftig und werden oft als übler, nach faulen Eiern riechender Gestank wahrgenommen. Wer ihn einatmet, erleidet eine Vergiftung, die innerhalb von Sekunden zu einer Lähmung des Atemzentrums führen kann.
Bei dem Unfall war auch ein 30-jähriger Mann verletzt worden. Sollte er im Krankenhaus ansprechbar sein, erhoffen sich die Ermittler mehr Details über den Hergang des Unglücks am Dienstag. Die Männer waren bewusstlos zusammengebrochen, der Ältere starb später. Auf dem Gelände war ein zunächst unbekannter Stoff ausgetreten, die Flüssigkeit wurde in einem Auffangbecken gesichert. Die Tatortarbeit, zu der auch die Sicherung der Spuren gehörte, sei inzwischen abgeschlossen, sagte der Polizeisprecher. Weitere Ergebnisse würden bislang noch nicht vorliegen.
"Viele Fragen in Zusammenhang mit dem tragischen Unfall sind noch offen", sagte auch die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne). Sie kündigte eine behördliche Untersuchung an: "Sobald die Unfallstelle freigegeben ist, werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd den Arbeitsschutz auf dem Gelände des Unternehmens sowie die Dokumentation überprüfen".
Bereits seit dem Tag des Unglücks seien Experten der SGD Süd vor Ort. "Klar ist, dass der Unfall im Sonderabfallzwischenlager als Störfall eingestuft wird. Das Ministerium wird den Störfall an den Bund melden", betonte Höfken.
Die Ortsgemeinde Heßheim mit rund 3000 Einwohnern liegt wenige Kilometer westlich von Frankenthal. Die Bürger waren aufgefordert worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Bei dem Einsatz waren rund 80 Kräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst vor Ort gewesen. Auch neun Feuerwehrleute, drei Sanitäter und vier Mitarbeiter der Mülldeponie, in der Gefahrgut sowie unbedenkliche Stoffe gelagert sind, mussten vorsorglich ins Krankenhaus gebracht werden. Über ihren Gesundheitszustand gab es am Mittwoch keine weiteren Informationen.