Sinsheim. (ij) Apfelmaden, Schorf, Wespen und Hitze machen es den Obstbauern mit Blick auf die Ernteerträge dieses Jahr nicht einfach. Armin Krebs, der den Familienbetrieb "Obsthof Krebs" gemeinsam mit seinem Vater führt, kann den Ernteverlust noch nicht einschätzen. Allein durch die Hitze werden es allerdings nach seinen Schätzungen zwischen 25.000 und 40.000 Euro Umsatzeinbuße sein. "Und hier sprechen wir nur von den Äpfeln, die wegen Sonnenbrands nicht mehr zu verkaufen sind", erklärt Krebs.
Kein Wunder: Auf der Apfelschale steigt die Temperatur bei voller Sonne auf über 60 Grad - das hält kein Gala aus, die Sorte,die momentan vor allem geerntet wird. Und dann sind da noch die Wespen. "So viele habe ich noch nie gesehen", sagt Krebs. Die Brummer verursachen Fraßschäden. Auch die mehlige Apfelblattlaus und der Obstbaumkrebs mache Äpfel unbrauchbar. "Die Probleme resultieren nicht nur aus der Witterung dieses Jahr, auch die Entscheidung, weniger Insektizide zu sprühen, wurde uns dieses Jahr zum Verhängnis", erklärt der Obstbauer.
Armin Krebs, seine acht Erntehelfer und alle anderen Mitarbeiter fiebern auf den November hin. Bereits seit vier Wochen und voraussichtlich bis Mitte Oktober heißt es jedoch ernten, ernten, ernten - auch wenn der Ertrag dieses Jahr nicht wie gewünscht ausfällt. "Wegen der hohen Temperaturen muss manches dann eben auch Nachts passieren", berichtet Krebs.
Da ein ausreichender Wirkungsgrad des Pflanzenschutzmittels nur bei bis zu 25 Grad Celsius gegeben sei, müsse das Mittel nachts gesprüht werden. "Das ist besonders wichtig, um die Bienen zu schützen", fügt Krebs hinzu. Darüber hinaus müsse er die Bäume mit Kalzium versorgen um Stippigkeit, das sind braune Stellen in den Äpfeln, zu vermeiden.
"Liebend gerne würde ich auf chemischen Pflanzenschutz verzichten", erzählt Krebs. Jedoch sei biologischer Anbau keine Alternative. "Der Anbau von Äpfeln nach biologischen Richtlinien ist im Hinblick auf die Kohlenstoffdioxidbelastung und den Aufwand keine Alternative zum konventionellen Anbau", so der Obstbauer.
Erstaunlich sei, wie wenige Menschen wüssten, dass ein Biosiegel nicht unbedingt "umweltfreundlicher" bedeute. Deswegen sei die Zahl der Betriebe, die biologisch anbauen weiterhin so niedrig. "Bio ist das was wir uns im Westen leisten wollen, ohne darüber nachzudenken, ob das alles so sinnvoll ist", sagte Krebs. Gerade die Bio-Bauern seien die Leidtragenden dieses Jahr. Der Ernteausfall sei durch fehlende Bewässerung noch um einiges größer.
Konkurrenz machen dem Obstbauern also weder der Bio-Bauer, noch die Kollegen in der Region. "Der ausländische Markt ist es, der immer mehr Obstbauern dazu zwingt, ihre Betriebe zu schließen", stellte Krebs fest. Die Vermarktungskapazität in Deutschland sei zwar groß genug, jedoch würde das vorhandene Potenzial nicht ausreichend ausgeschöpft.
In Zukunft will sich Krebs auf die Flächen rund um Sinsheim beschränken, um hohen Ernteausfall im nächsten Jahr zu vermeiden. Krebs gibt zu denken: "Man wird sehen, ob wir uns in Zukunft halten können." Er sehe langfristig wenig Zukunft für Betriebe wie seinen. Andere Kraichgau-Bauern seien bereits dabei ihre Betriebe zu schließen.