Von Nicolas Lewe
Meckesheim. Einer künftigen Bebauung des Gebiets Vorderer Blösenberg steht nichts mehr im Wege. Mit dieser positiven Nachricht verabschiedete Bürgermeister Maik Brandt sich und seine Ratskollegen in die wohlverdiente Sommerpause. "Das Projekt Kreisel und Erschließungsstraße wird angegangen", zeigte sich der Rathauschef sichtlich erleichtert. Und diese Erleichterung werden diejenigen, welche die fast unendliche Geschichte des in 14 Jahren nie vollzogenen Anschlusses an die Eschelbronner Straße kennen, gut nachvollziehen können.
Bereits im Jahr 2004 hatte die Gemeinde im Bereich Vorderer Blösenberg mit Kosten von einer Million Euro "die wahrscheinlich teuerste Wiese im Rhein-Neckar-Kreis" erworben, so Brandt. Ziel war die Nutzung als Baugelände. In diesem Zusammenhang wurde auch im Dezember 2004 die Straße Am Sonnenrain offiziell erschlossen, womit die Basis für die Neubaugebiete Rainbrunnen und Vorderer Blösenberg grundsätzlich gegeben war.
Das Problem bestehe darin, erläutert Brandt auf RNZ-Nachfrage, dass für eine Bebauung des Vorderen Blösenbergs und der damit verbundenen Anfahrt mit Lkws eine zweite Zufahrtsmöglichkeit unumgänglich ist. Hierfür sei eine Straßenbreite nötig, die den Begegnungsverkehr zulasse. "Wir sind hier bisher schlecht aufgestellt gewesen," bedauert der Bürgermeister. Der Sonnenrain als einzige echte Zufahrtsstraße lasse einen Begegnungsverkehr nur zu, wenn einer der Beteiligten über den Gehweg fahre. Das wiederum ist, wie eine kürzlich durchgeführte Verkehrstagefahrt bestätigte, aber verboten.
Warum kam es also nicht direkt 2004 nach dem Erwerb der Wiese zu einer vernünftigen Anbindung? Hier nennt Brandt zwei Gründe. Der erste: "Wir mussten insgesamt fünf Teilflächen von Privatpersonen erwerben." Die Eigentümer hatten einen Verkauf an Brandts Vorgänger Hans-Jürgen Moos in dessen Amtszeit von 2000 bis 2016 kategorisch abgelehnt. Dieser habe, wie Brandt in Gesprächen erfuhr, schon bei ersten telefonischen Anfragen mit einer Enteignung gedroht. "Hier brachen dann die Gespräche abrupt ab", meint Brandt. In den vergangenen anderthalb Jahren sei es ihm aber gelungen, "die entstandenen Gräben wieder zuzuschütten". Das Ergebnis: Anfang des Jahres konnten die für eine Erschließung notwendigen Grundstücke von der Gemeinde erworben werden.
Doch damit war es noch nicht getan: Da laut Regierungspräsidium elf Quadratmeter der für Kreisel und Straßenausbau erforderlichen Fläche im Landschaftsschutzgebiet Unteres Schwarzbachtal liegen, bedurfte es einer Befreiung nach dem Naturschutzgesetz. Nachdem der Grundstückserwerb erfolgreich war, wurden auch hier die Gespräche wieder aufgenommen. Beteiligt waren Fachbüros und Behörden ebenso wie der örtliche Naturschutzbund (Nabu).
Die Nachricht des Regierungspräsidiums über die Befreiung traf Bürgermeister Brandt zufolge just am Nachmittag der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause ein. Nach 14 Jahren hätte der Zeitpunkt nicht besser sein können. Einzige Auflage für die Gemeinde: Es muss eine Ausgleichsfläche für die Natur geschaffen werden. Hierauf war man Brandt zufolge vorbereitet. In Zusammenarbeit mit dem Nabu-Ortsverein seien unter anderem der Bau eines Reptilienbiotops, die Ansiedelung einer Streuobstwiese sowie die Pflanzung von 29 heimischen Laubbäumen entlang der neuen Straße geplant.
Warum es für die Anbindung überhaupt eines Kreisverkehrs bedarf, erklärt Brandt mit einer Forderung der Straßenverkehrsbehörde und der Polizei: "Nur so ist eine gefahrlose Ein- und Ausfahrt zum Rainbrunnen möglich." Die Gesamtkosten für den Anschluss lägen laut einer Kostenschätzung aus dem Jahr 2015 bei 700.000 Euro. Als Fachplaner stehe der Gemeinde dabei das Architekturbüro Sternemann und Glup aus Sinsheim zur Seite. Im nächsten Schritt werde nun eine Ausschreibung erstellt: Firmen, die an der Ausführung interessiert sind, können sich darauf melden.
Wann dann mit den Arbeiten begonnen wird? Wenn es nach Maik Brandt geht, gerne bereits im Spätjahr 2018, jedoch sei man da von den ausführenden Unternehmen abhängig und so könne es durchaus auch Frühjahr 2019 werden. "Wir haben jetzt mehr als zehn Jahre auf das Projekt gewartet, da spielen ein paar Monate keine Rolle mehr."