Von Holger Buchwald
Heidelberg. Einige "Opfer der Bergheimer Straße" haben sich bei der RNZ-Stadtredaktion gemeldet, nachdem wir am 21. Juli über den Fall von Gabi Steck berichtet haben. Die 70-Jährige war im Oktober letzten Jahres beim Überqueren der Straße an der Haltestelle Altes Hallenbad über eine Bodenwelle gestürzt und hatte sich dabei den linken Oberschenkelhals gebrochen. Seitdem kämpft sie dafür, dass die Stelle sicherer wird. Einen kleinen Teilerfolg hat sie bereits erzielt: Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) ließ die gröbsten Unebenheiten am Alten Hallenbad inzwischen abfräsen. Doch auch an den Haltestellen Römerstraße und Volkshochschule haben die abbremsenden und anfahrenden Linienbusse bereits mehrere Zentimeter tiefe Spurrillen in den Asphalt gedrückt.
Raingard Tausch stürzte an der gleichen Stelle wie Steck. Ihr Unfall ereignete sich am 20. März dieses Jahres. "Ich erlitt einen äußerst schmerzhaften Rippenbruch, der auch später in einer Röntgenaufnahme dokumentiert wurde", schreibt Tausch: "Er ist noch immer nicht ganz verheilt." Sie ärgert sich darüber, dass die RNV in dieser Angelegenheit "zögerlich und hinhaltend" reagiert habe. Die Sturzgefahr sei inzwischen zwar etwas reduziert worden, aber noch immer nicht ganz beseitigt. "Unebenheiten im Schienenbereich sind nach wie vor vorhanden."
Der Unfall von Ingrid Buwing-Schwendel ist schon etwas länger her. "Ich bin genau an dieser Stelle im Frühjahr 2015 schwer gestürzt." Sie sei mit dem Fuß an einer dieser hohen Bodenwellen hängen geblieben. "Das führte dazu, dass es mir sofort die Füße wegzog und ich blitzartig mit dem ganzen Körper und Gesicht auf den Boden knallte. Ich hatte eine Hand an der Tasche und konnte mich nur mit der linken Hand etwas abfangen." Zwei junge Männer hätten den Aufschlag gehört und einen Krankenwagen gerufen. "Ich hatte starke Schmerzen im Rippen- und Beckenbereich", schreibt Buwing-Schwendel weiter. In der Unfallklinik habe man glücklicherweise nur schwere Rippenprellungen diagnostiziert. Das Nasenbein sei wundersamerweise heil geblieben.
Auch eine Frau aus Heilbronn berichtet Ähnliches. Im Dunkeln habe sie am Abend des 5. Januar die Bergheimer Straße überquert. "Ich wollte rüber zu meinem Auto, das vor einem arabischen Lokal geparkt war." Bei dem Sturz habe sie sich die linke Kniescheibe und das Nasenbein gebrochen. Blutüberströmt habe sie sich in der Toilette des Lokals den Mund und die Nase abgespült.
Maria Weckesser schreibt kurz und knapp: "Ich kann mich in den Kreis der Betroffenen einreihen: Gestürzt am 5. Juli 2017 beim Überqueren der Bergheimer Straße in Höhe des Restaurants ,Mahmoud’s‘ zur anderen Seite. Blutergüsse und Hautabschürfungen."
Bettina Hardung-Rudolf berichtet ausführlicher von ihrem Unfall. Sie sei an derselben Stelle am 16. Oktober 2017 hingefallen: "Aufgrund der groben Mängel, was die Fahrbahnbeschaffenheit betrifft, bin ich gestolpert und in hohem Bogen der Länge nach auf den Schienenbereich gestürzt. Dabei habe sie sich vor allem die linke Körperseite verletzt. Ihr linkes Handgelenk war gebrochen, sie hatte blutige Schürfwunden an beiden Händen, ein Oberarm war geprellt und ein Knie verstaucht.
An diesem Tag habe sie auch den ersten Tag eine neue teure Jeans getragen, die sie sich am Knie zerrissen habe. "Da ich unter Schock stand, fragte ich im Blumengeschäft, ob ich mich auf die Bank vor dem Fenster setzen dürfe. Als mir schwindlig und schlecht wurde, begleitete mich meine Tochter in das Geschäft, wo ich mich im Arbeitsraum direkt auf den Boden legte, da ich dabei war, das Bewusstsein zu verlieren." Ihre Tochter, die Rettungssanitäterin ist, habe sie mit einem Knieverband und Pflaster versorgt, trotzdem musste sie ins Krankenhaus. "Ich trug drei Wochen lang einen Gips, habe mehrere Röntgenaufnahmen hinter mir und konnte weder Auto fahren noch arbeiten." Bis heute habe Hardung-Rudolf Probleme mit der Hand und leide unter Taubheitsgefühlen.
RNZ-Leser Ulrich Karl erinnerte sich daran, dass es schon häufig Probleme mit der Bergheimer Straße gegeben habe. Schon der Technische Vorstand der Heidelberger Straßen- und Bergbahn Heino Hobbie musste sich im Dezember 2000 mit Problemen des mangelhaften Street-Print-Asphalts auseinandersetzen. Als die ersten Schäden behoben waren, sagte er zur RNZ: "Entscheidend ist, dass der verwendete Asphalt hart genug ist."
Ein RNV-Sprecher versprach der RNZ im Juli, die anderen Gefahrenstellen in den nächsten Wochen abzufräsen. Die komplette Bergheimer Straße neu zu asphaltieren, würde das Problem jedoch nicht aus der Welt schaffen: "Die Straßenbahngleise wurden nämlich auf einer etwa 50 Zentimeter dicken Betonschicht verlegt." Für den Asphalt blieb demnach nur eine dünne Schicht von etwa vier Zentimetern. Dadurch bekomme er keine richtige Bindung zur Betonschicht und wölbe sich auf, wenn beim Bremsen der Busse immer wieder massive Kräfte auf die gleiche Stelle einwirkten. Eine dauerhafte Verbesserung sei nur durch einen kompletten und äußerst kostspieligen Neubau möglich. Die anderen Bodenwellen an der Haltestelle Römerstraße und Volkshochschule sollen in den nächsten 14 Tagen abgefräst sein. Früher gehe es nicht, weil die Baufirmen keine Kapazitäten haben, so ein RNV-Sprecher.