Von Birgit Sommer
Heidelberg. Lüftungsrohre, Leitungen, Technik, wohin man blickt - im Innenausbau der Chirurgie im Neuenheimer Feld arbeiten täglich bis zu 300 Menschen. 90 Firmen und Architekturbüros sind am Bau der modernsten Klinik in Deutschland beteiligt. Den RNZ-Sommertouristen eröffnete Bernd Müller, Leiter des Amtes Bau und Vermögen des Landes Baden-Württemberg, am Mittwochabend die einzigartige Gelegenheit, sich das alles einmal anzuschauen. Nach der Eröffnung werden den Besuchern unter den mehr als tausend Räumen nur noch die Patientenzimmer offenstehen.
Die 40 Teilnehmer zeigten sich fasziniert von der Komplexität des Bauvorhabens. "Nach dem Flughafen ist es das Zweitkomplizierteste zu bauen", sagte auch Bernd Müller. Er selbst, der Projektleiter für den Neubau, Gunnar Kirrmann, und Karin Diez von der Planungsgruppe Medizin des Uniklinikums führten durch Intensivstation und OP-Räume im Untergeschoss und bis hoch auf die Hubschrauberlandeplattform. Technik, Lüftung und das unterirdische Transportsystem, das alle Kliniken verbindet, liegen noch ein Stockwerk tiefer. Darüber aber ging es auch darum, möglichst viel Licht in das große Gebäude zu bekommen, wie Müller sagte.
Karin Diez erklärte, warum man in den Intermediate-Care-Zimmern zwar Nasszellen, aber keine Dusche braucht ("Wenn wir Duschen haben, die nicht benutzt werden, haben wir Legionellen."), und warum in den Intensivstationen die Lichtfarbe im Tag- und Nacht-Rhythmus wechseln wird. Möglicherweise kann das Bewusstseinsstörungen - auch als "Delir" bekannt - vorbeugen. In bestimmten Zimmern gibt es Metallbalken an der Decke, so dass die Pflegekräfte mithilfe einer Art Kran schwere Menschen im Bett wenden können. Ein Aufzug wurde besonders groß angelegt, so dass Patienten mit Bett, Kunstherzsystem und zwei Betreuungspersonen darin Platz finden.
Der OP-Bereich ist mit Aufwachraum, Umbettschleusen und Sterilflur perfekt organisiert für 16 Teams, die dort langwierige Operationen auch rund um die Uhr durchführen können. Ein Strahlen-OP wird mit zehn Zentimeter dicken Bleiplatten abgeschirmt. In Hybrid-OPs ermöglichen bildgebende Anlagen minimalinvasive Eingriffe. OP-Säle insgesamt sind teure Flächen, jeder Quadratmeter kostet 19.000 Euro. Die Terrazzo-Böden auf Kunststoffbasis sollen aggressive Pflegemittel besser aushalten als andere Materialien. "Teure Baustoffe erweisen sich über die Jahre hin als billig", erklärte Bernd Müller. So lägen etwa die 30 Jahre alten Teppichböden in der Kopfklinik heute noch.
Weil die medizinische Entwicklung schnell vorangeht, schafften Kliniken gerne die modernste Medizintechnik an, meinte Karin Diez: "Es ist eine Kunst, so flexibel zu planen, dass man mit kleinen Anpassungen später realisieren kann, was man vorher eben noch nicht wusste."
Durch das große Foyer der Medizinischen Klinik wird man künftig auch in die Chirurgie gelangen. Dort schließen sich Ambulanzen, Radiologie und Schockraum gleich an. Und auch beim Hubschraubertransport kommt der Patient direkt in diesem Bereich an. Durchschnittlich drei Anflüge gebe es pro Tag, sowohl klassische Notfälle als auch Intensiv-Verlegungen aus anderen Kliniken. Um die Tiere im gegenüberliegenden Zoo nicht zu stören, hat man sich auf Anflüge aus Richtung Osten geeinigt. Nur wenn es eng wird, geht Mensch vor Tier.