Hardheim/Amberg. (rüb/PM) Der chinesische Investor Ningbo Jifeng hat beim Amberger Automobilzulieferer Grammer künftig das Sagen. Die Annahmeschwelle des Übernahmeangebots für Grammer lag bei 36 Prozent. Sie wurde deutlich übertroffen: Jifeng hält knapp 46 Prozent der Aktien, teilte Grammer am Dienstag mit. In Hardheim betreibt der Konzern seit 2016 die Grammer Interior Components GmbH (früher Reum).
Laut Angaben des Konzerns wurden bis Montag rund 20 Prozent der Anteile von den Grammer-Aktionären zum Umtausch eingereicht. Da Jifeng bereits zuvor 25,5 Prozent an dem bayerischen Zulieferer gehalten hatte, verfügt das ostchinesische Privatunternehmen nunmehr über 45,6 Prozent der Aktien. Ursprünglich hatte man eine Mehrheitsübernahme angestrebt. Mit dem nun erreichten Aktienanteil hat Jifeng zwar nicht die Aktienmehrheit, aber wohl das Sagen: Auf Grammer-Hauptversammlungen reichten nach bisheriger Erfahrung 36 Prozent der Anteile.
Vorstandschef Hartmut Müller sagte, dass Jifeng "bei einem erfolgreichen Vollzug nun unser Ankerinvestor" werde. Für den Abschluss der Übernahme stehen nur noch die Genehmigungen der Kartellämter in China und der Türkei aus.
Für die Mitarbeiter soll sich durch die Übernahme zumindest vorerst nichts ändern: In einem Investorenvertrag garantiert Jifeng nämlich, dass Grammer selbstständig und börsennotiert bleibt und alle Arbeitsplätze im Konzern für siebeneinhalb Jahre erhalten werden. Daneben gibt es auch weitreichende Garantien für Standorte, Marke und Know-how des Grammer-Konzerns. Der örtlichen Betriebsrat in Hardheim wollte gestern keine Stellungnahme zur Übernahme abgeben.
Dafür hat die Konzernzentrale erfreuliche Zahlen veröffentlicht: So wurde der Konzernumsatz im ersten Halbjahr auf 927,6 Millionen Euro gesteigert (Vorjahreswert: 908,0 Millionen Euro). Der Gewinn vor Zinsen und Steuern wuchs um 20 Prozent auf 42 Millionen Euro. Das Ergebnis nach Steuern legte um ein Viertel auf 25 Millionen Euro zu. Für das Gesamtjahr erwartet Grammer ein Umsatzwachstum auf 1,85 Milliarden Euro und eine höhere Gewinnmarge.
Großen Anteil an den guten Zahlen hat die weltweit sehr hohe Nachfrage nach Sitzen für Baumaschinen, Lastwagen, Gabelstaplern und Landmaschinen. Die Autosparte wurde zu Jahresbeginn dagegen von Modellwechseln in Mexiko und den USA etwas gebremst. Sie steuerte zwei Drittel zum Umsatz und die Hälfte zum Betriebsgewinn bei.