Osterburken. (bg) Das Ganztagsgymnasium Osterburken (GTO) erfährt ab 2019 eine aufwändige Generalsanierung und wird damit für voraussichtlich drei Jahre zur Großbaustelle bei laufendem Schulbetrieb. Schätzungen zufolge wird die komplexe Modernisierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes über neun Millionen Euro kosten, wobei der Kreis als Träger der Schule weitaus weniger tief in die Tasche greifen muss als ursprünglich erwartet: Aus einem Förderprogramm des Landes fließen, wie bereits berichtet, rund sieben Millionen, sodass der Kreis etwa zwei Millionen zu tragen hat. Landrat Dr. Achim Brötel zeigten sich in einem Pressegespräch am Mittwoch hocherfreut über die stattliche Förderung und kündigte an, dass es jetzt im "Turbotempo" an die weiteren Planungen geht, die allerdings, so Architektin Dea Ecker, noch einige Herausforderungen mit sich bringen werden.
Das GTO wurde 1965 als Progymnasium gegründet mit dem Ziel, Schülern im ländlichen Raum in einer Ganztagsschule den Erwerb des Mittleren Abschlusses und der Hochschulreife zu ermöglichen, und hat in der Bildungslandschaft eine bundesweit beachtete Pionierrolle übernommen. Auch das architektonische Konzept des 1972 eingeweihten Neubaus unterstrich den Charakter als Modellschule.
Das preisgekrönte Schulgebäude ist allerdings in die Jahre gekommen, weshalb seit langem unumstritten war, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Nachdem man angesichts der enormen Kosten der Sanierung zwischendurch auch an einen Neubau gedacht hatte (Investitionsvolumen: mindestens 20 Millionen), sprach sich der Schulausschuss des Kreistags im Frühjahr 2017 unter Abwägung aller Vor- und Nachteile für eine umfassende Modernisierung des Gebäudebestandes aus. Grund dafür war ein vom Land angekündigtes Förderprogramm, das beim Schulträger Hoffnung auf beträchtliche Zuschüsse weckte.
Die Hoffnungen haben sich erfüllt, denn aus dem Fördertopf fließen, wie am Montag vom Kultusministerium angekündigt wurde, 7 052.000 Euro.
In einem Pressegespräch am Mittwochnachmittag am GTO zeigten sich Landrat Dr. Achim Brötel und Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel hocherfreut über die Millionenförderung. Zugleich gaben der Landrat sowie Architektin Dea Ecker (Buchen/Heidelberg) einen Rückblick auf die bisherigen Planungen und einen Ausblick auf die jetzt anstehenden Aufgaben.
Zu der Gesprächsrunde begrüßte Schulleiterin Krudewig-Bartel eingangs besonders Abteilungspräsidentin Anja Bauer (Leiterin der Abteilung "Schule und Bildung"; früher: Oberschulamt) und deren Stellvertreterin Katrin Höninger aus dem Regierungspräsidium Karlsruhe, Osterburkens Bürgermeister Jürgen Galm, stellvertretenden Schulleiter Uwe Rossa, Mitglieder des Elternbeirats und des Personalrats sowie Mitarbeiter der Kreisverwaltung, ehe Landrat Brötel deutlich machte, dass sich die Entscheidung für eine Sanierung im Bestand ausgezahlt habe: "Das ist eindeutig die bessere Lösung, und das wird durch den Förderbescheid auch bestätigt."
Der Landrat erinnerte an die langen und intensiven Diskussionen über die Frage "Sanierung oder Neubau?", die eingehenden Untersuchungen mehrerer Varianten und den am 24. April 2017 vom Schulausschuss des Kreises mit 13 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung getroffene Entscheidung, das GTO umfassend zu modernisieren. Unmittelbar nach dem Start des Förderverfahrens, in das man bei der Beschlussfassung große Hoffnungen setzte, habe man beim Regierungspräsidium den Zuschussantrag eingereicht; die Förderzusage sei nicht nur "sensationell schnell" eingegangen, sondern gebe vor allem angesichts des Volumens Anlass zu großer Freude: Der Zuschuss in Höhe von sieben Millionen Euro entspreche einer Förderquote von 77,7 Prozent und sei der mit Abstand höchste Einzelförderbetrag im Regierungsbezirk Karlsruhe und die dritthöchste Einzelförderung im Land.
Brötel nutzte die Gelegenheit zu einem Dank an Kultusministerin Eisenmann und an das Regierungspräsidium für die Förderung, an die Neckar-Odenwälder Landtagsabgeordneten Minister Peter Hauk (CDU) und Georg Nelius (SPD) für die Unterstützung, an Architektin Ecker für die bisherige Planungsarbeit, an die eigene Mannschaft und hier vor allem an Kreiskämmerer Michael Schork, Geschäftsbereichsleiter Peter Fieger und Dipl.-Ingenieur Dietmar Gehrig für die konstruktive Begleitung des Planungsprozesses und an die Schulleitung für das gute Zusammenwirken
Wie Brötel feststellte, sei mit dem Förderbescheid über neun Millionen Euro die Finanzierung des Großprojekts GTO-Sanierung gesichert. Die vom Kreis zu tragende Restfinanzierung in Höhe von rund zwei Millionen Euro sei bereits in den Kreishaushalten 2017 und 2018 veranschlagt.
Damit könne es nun "im Turbotempo weitergehen", kündigte der Landrat an. Das heißt: Bereits am 18. Juni soll der Schulausschuss unter anderem über die Einbeziehung eines auf die Optimierungsplanung von Bauabläufen spezialisierten Architekturbüros beraten. Dies deshalb, weil eine Sanierung bei laufendem Schulbetrieb ein "sehr komplexes Vorhaben" sei. Man strebe einen hohen Grad an Vorfertigung der einzelnen Bauteile, eine effiziente Bildung von Bauabschnitten und eine möglichst geringe Beeinträchtigung des Schulbetriebs an, weshalb es bei der Planung auf höchste Sorgfalt ankomme, auch wenn dies vielleicht etwas mehr Zeit koste.
Wie Brötel mitteilte, kann das GTO während der Bauphase Räume im Altbau der benachbarten Realschule nutzen, wo sechs bis acht Ausweichklassenzimmer hergerichtet werden sollen. Es liege bereits unterschriftsreif die Nutzungsvereinbarung mit der Stadt vor, der dafür Dank galt.
"Wir werden in 2019 definitiv mit der Baumaßnahme starten", kündigte der Landrat an. Bis dahin seien allerdings noch einige große Aufgaben - von der Entwurfsplanung über die Baugenehmigung bis zur Auftragsvergabe - zu erledigen.
Dies verdeutlichte auch Architektin Ecker insbesondere mit Blick auf zahlreiche Schwachstellen im Bauwerk, auf bautechnische Details und auf die Besonderheiten des Gebäudes wie die Fassadenkonstruktion - die Fassadenplatten sollen im Paket zusammen mit den Fenstern ausgewechselt werden - und die üblicherweise bei Industriebauten verwendeten Shed-Dächer, die erhalten bleiben. Die Gebäudehülle und die Haustechnik werden komplett erneuert.
Bürgermeister Jürgen Galm unterstrich die Bedeutung des GTO in der Bildungslandschaft der Region. Er hätte "auch mit einem Neubau gut leben können", die Sanierung sei aber besser. Abteilungspräsidentin Bauer sah die Fördergelder "am GTO gut angelegt".