Von Sabine Hebbelmann
Sandhausen. Die Sandhäuser Schutzgebiete liegen Peter Weiser sehr am Herzen. Und so führt der Naturschutzwart die Interessierten, die seiner recht spontanen Einladung zur Exkursion gefolgt sind, durch den Wald zur "Pflege Schönau". Zwei "Waldbrettspiel" genannte Schmetterlinge tanzen umeinander in den Sonnenstrahlen, die durch die Bäume fallen und ein Zaunkönig macht seine geringe Größe durch Lautstärke wett. Auf der Ausgleichsfläche, wo der Wald noch lichter wird, flattert das Kleine Wiesenvögelchen umher - kein Vogel, sondern eine weitere Schmetterlingsart.
Als zusätzliches Anschauungsmaterial hat der Hobbyfotograf einige Tafeln mit Fotos von Dünenbewohnern mitgebracht. "Für den Artenschutz kann es auch mal gut sein, Bäume zu fällen", erklärt Weiser. Denn die echten Dünen-Raritäten finden sich bevorzugt in den offenen Bereichen. Dort wo Hitze und Trockenheit über dem sandigen Untergrund so extrem sind, dass kaum Konkurrenz zu fürchten ist. Nur die Robinie, die im Gebiet gerade prächtig blüht, stellt mit ihren langlebigen Samen eine Gefahr dar, denn auch sie kommt mit trockenen, mageren Standorten sehr gut zurecht.
In Begleitung des Naturschutzwarts darf die Gruppe tun, was sonst nicht erlaubt ist: Den niedrigen Zaun übersteigen und das Gebiet betreten. Um das Ovalblättrige Sonnenröschen flattert der Kleine Sonnenröschen-Bläuling, eine Rote-Liste-Art. Nicht weit entfernt findet sich ein Horst der Sand-Strohblume, eine seltene Futterpflanze für einen noch selteneren Nachtfalter, der Sandstrohblumeneulchen heißt. Schmetterlinge und ihre Nahrungspflanzen gehören zusammen. Das weiß auch Naturforscher John F. Burton, der lange für den BBC gearbeitet hat und dessen besonderes Interesse den Insekten gilt. Burton berichtet, dass in Großbritannien der Sonnenröschen-Bläuling die Nahrungspflanze gewechselt hat und die Raupen inzwischen Storchschnabelgewächse fressen. Den Großen Bocksbart, dessen gelbe Blüten sich um die Mittagszeit schließen, kennt er unter der Bezeichnung "Jack-go-to-bed-at-noon".
Auf den Dünen lasse sich gut beobachten, wie eine Art von der anderen abhängt, bemerkt Weiser, der sich auch im örtlichen Naturschutzbund (Nabu) engagiert. Allgemein sei die Artenvielfalt in den Dünengebieten weit größer als im dichten Wald oder auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen.
Die Gruppe wechselt auf die andere Seite des Weges, die offen zugänglich ist. Eine Joggerin läuft statt durch den losen Sand über den festeren Sandrasen. "Der Weg wird immer breiter", stellt der Biologe fest, schickt aber hinterher, dass für Insekten wie Sand-Laufkäfer und Sand-Bienen auch offene Stellen wichtig seien.
Ein Imker hat seine Bienenkästen direkt am Rand der "Pflege Schönau" bei den Robinien aufgestellt. Weiser sieht das kritisch, da er Konkurrenz für die im Naturschutzgebiet beheimateten Wildbienen fürchtet. Denn anders als diese sei die Honigbiene nicht wählerisch. Ihn ärgert, dass in Naturschutzgebieten das Gewohnheitsrecht gilt und beispielsweise in Nußloch ein Imker 40 bis 50 Bienenkästen auf den Trockenrasen stellen darf. Bei der Diskussion ums Bienensterben und die Bestäubungsleistung sollten Wildbienen stärker beachtet werden, findet er.
Am Vortag hatte Weiser auf einer alten Kiefer erstmals eine Heidelerche entdeckt. Dieser Vogel, der früher häufig war, sei inzwischen eine echte Rarität. Erst neulich habe er eine Familie beim Picknicken auf der Fläche angetroffen, berichtet der Naturschutzwart und betont: "Die Heidelerche hat hier nur eine Chance, wenn sie nicht gestört wird."
Info: Eine Exkursion zur Sandhäuser Pferdstriebdüne bietet Naturschutzwart Peter Weiser am 9. Juni von 10 bis 12 Uhr über die VHS an.