Von Rüdiger Busch
Höpfingen. Auf den ersten Blick ist die gastronomische Welt in Höpfingen noch in Ordnung: Selbst nach der für Ende April angekündigten Schließung des Gasthauses "Engel" verfügt die Kerngemeinde mit dem Gasthaus "Zum Ochsen", dem Restaurant Schmitt und dem Restaurant "Dolce Vita" über drei Speiselokale. Zudem gibt es die Kneipe "Beim Hannes" und im Ortsteil Waldstetten noch das "Dorfstüble". Wahrlich ein reichhaltiges Angebot für eine 3000 Einwohner zählende Kommune. Und doch ist auch in Höpfingen nicht alles Gold, was glänzt: Auch hier haben die Gastronomen mit den üblichen Problemen der Branche zu kämpfen: von der schwierigen Suche nach Personal bis hin zu bürokratischen Auflagen, die ihnen das Leben schwer machen.
"Wir sind gut versorgt im Augenblick - erst recht, wenn man es mit der Situation in anderen Kommunen vergleicht", weiß Bürgermeister Adalbert Hauck und meint damit explizit nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Angebots: "Das Ganze steht und fällt mit dem Wirt, und hier haben wir den glücklichen Umstand, dass die richtigen Leute da sind!"
Zwar ist sich auch das Gemeindeoberhaupt dessen bewusst, dass es heutzutage für die Gastronomen immer schwerer wird: der gesellschaftliche Wandel, das geänderte Nutzerverhalten und die Konkurrenz durch Vereinsheime. Doch Hauck ist sich sicher: "Wenn das Angebot stimmt, dann kommen die Gäste!" Das Gute sei, dass die Wirte erkannt hätten, dass sie heute mehr bieten müssen als früher, als die Gäste von alleine gekommen seien.
Dass die Situation in Höpfingen besser ist als in vergleichbaren Kommunen mag viele Gründe haben. Das intakte Vereinsleben in der Gemeinde trägt aber zweifellos zur Belebung der Gastronomie bei: "Nach der Probe, der Radausfahrt oder dem Auswärtsspiel gehen viele in die Wirtschaft, und viele Vorstandssitzungen finden nach wie vor in den Gasthäusern statt", weiß Hauck. Ein weiterer Vorzug sei die Lage an der "Lebensader" B 27. Davon würden vor allem der "Ochsen" und das "Dolce Vita" profitieren. Letzteres wird seit 2015 von der Familie Roso geführt und zwar im traditionsreichen Gasthaus "Zur Rose".
Apropos Tradition: Als geschichtlich interessierter und bewanderter Mensch weiß der Bürgermeister, der zugleich Vorsitzender des örtlichen Heimatvereins ist, ganz genau, dass früher eben nicht alles besser war. "Bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Höpfingen nur drei Wirtschaften", berichtet Hauck. Die Schankgerechtigkeit wurde damals vom Bezirksamt geregelt. Bis ins 18. Jahrhundert zurück reicht die Geschichte des "Ochsen" und der "Rose". Der "Engel" wird erstmals um 1880 erwähnt. Erst mit der Inbetriebnahme der Ziegelei um 1900 wurde die vierte Gastwirtschaft genehmigt - das "Mühlhölzle" . Zug um Zug wurden es mehr.
"Ich erinnere mich, dass wir zu meiner Jugend mal gezählt haben, aus wie vielen verschiedenen Einkehrmöglichkeiten wir wählen können." Auf 14 Stationen kamen der junge Adalbert Hauck und seine Kumpels. Für einen Bummel durch die Höpfinger Wirtschaften brauchte es damals gute Kondition, auch wenn bei den genannten 14 Schankstätten nur temporär geöffnete wie Sportheim und Pfarrheim mit eingerechnet waren, wie er einräumt. Aber zehn "echte" Wirtschaften hab es damals durchaus gegeben. Namen wie "Linde", Café Bermanseder, "Dorfschenke", "Zum Adelsberg", "Kutsche", "Weinkiste" oder "Bübl" wecken bei vielen Höpfingern zweifellos wehmütige Erinnerungen.
Man mag die Entwicklung bedauern, dass es immer weniger Wirtschaften gibt. Aber klar ist: Die Bürger tragen mit ihrem Freizeitverhalten auch entscheidend dazu bei. "Wenn es kein Gasthaus mehr gibt, wenn ich an Weihnachten essen gehen möchte, ist der Aufschrei groß. Aber man muss auch das ganze Jahr über hingehen, sonst kann der Betrieb nicht überleben", unterstreicht Adalbert Hauck.
"Für viele ist es eine Selbstverständlichkeit, eine oder gar mehrere Wirtschaften im Ort zu haben. Aber es ist beileibe nicht selbstverständlich. Wir können uns in Höpfingen glücklich schätzen, eine solche Vielfalt zu haben", betont der Bürgermeister. Noch ist in Höpfingen die gastronomische Welt in Ordnung. Bleibt zu hoffen, dass dies noch viele Jahre gilt.