Von Felix Hüll
Eberbach. Sie wollen sich einfach nicht unterkriegen lassen: die Anhänger des Betreuten Seniorenwohnens im Dr.-Schmeißer-Stift in Eberbach. Im sich hinziehenden Umbauvorhaben ist jetzt erneut ein Kapitel geschlossen und ein neues geöffnet worden. Der Trägerverein hat die Kredite der bisherigen Finanzierung gekündigt. Der Vereinsvorstand erhielt den Auftrag, bis Jahresende Alternativen zu erarbeiten.
Im seit nunmehr acht Jahren leer stehenden Seniorenwohnheim sollten 34 Wohnungen für Betreutes Seniorenwohnen geschaffen werden. 2010 war das neu erbaute Pflegeheim "Lebensrad" bezugsfertig. Aus der seit 2003 absehbaren, jedoch erst verzögert geführten Debatte darüber, was aus dem Altbau wird, war zu Ende der Amtszeit des damaligen Eberbacher Bürgermeisters Bernhard Martin 2012 ein lokalpolitisches Streitthema geworden. Statt Abrisses und Neubau des Gebäudes forderte eine Bürgerinitiative die Sanierung im Bestand. Neueintritte in den Trägerverein Stiftung Altersheim Eberbach erhöhten die Mitgliederzahl auf fast 500.
Mit dem Wechsel von Bürgermeister Martin auf Nachfolger Peter Reichert erhielt auch der Verein einen neuen Vorsitzenden. In der Folge löste der Verein die Verbindung mit der Stadt Eberbach. Bei den Vorstandswahlen 2013 kandidierte Reichert als Privatperson und wurde 2017 im Amt bestätigt. Reichert gelang es, eine 1,3 Millionen-Euro-Forderung des Vereins an die Stadt abzuwenden, indem man sich auf ein komplett neues Vorgehen verständigte.
Der Verein entschied sich gegen den Wunsch des Vorsitzenden Reichert für ein neues Architekturbüro. Christoph Weidner aus Heidelberg präsentierte geänderte Umbaupläne, deren Inhalt im Verein umstritten waren, aber doch mehrheitlich so beschlossen wurden. Zur Finanzierung ergänzte man einen KfW-Kredit um Darlehen örtlicher Banken.
Beim Einholen der Angebote zeigte sich, dass der Verein in die anziehende Baukonjunktur geriet. Die ursprünglichen Kostenvorstellungen des Spätjahres 2016 von 5,6 Millionen Euro stiegen auf 6,8 Millionen Euro. Auch eine Krediterweiterung sowie abgesenkte Angebote sicherten dem Vorhaben nicht die Rentabilität. Ein Wirtschaftsprüfer bestätigte dies kürzlich. Der Verein sah sich einer Deckungslücke in Höhe von 1,13 Millionen Euro gegenüber.
Um die Reißleine zu ziehen, beschloss man, die Kreditverträge zu kündigen, um über bereits aufgelaufene erste Darlehenskosten von über 15.000 Euro hinaus weiteren Schaden abzuwenden. Trotz zu erwartenden Zinsanstiegs soll der Vereinsvorstand klären, ob sich das Umbauvorhaben durch einen Generalunternehmer zu nur 5,76 statt der zwischenzeitlich angenommenen 15 Prozent Mehrkosten mit Millionen Euro finanzieren lässt. Erst wenn dies nicht geht, sind die Pläne wohl endgültig gestorben.