Von Julia Behrens
Heidelberg. Die Malerin Tessa Wolkersdorfer ist bekannt für ihre kühne Verschränkung von Innen- und Außenräumen, von Zivilisation und Natur, von Gegenständlichkeit und Abstraktion. Möbel, Schirme und Lampen schweben vor Gebirgszügen, während die Landschaft an anderer Stelle im Wohnzimmer Platz nimmt. Wolkersdorfers Darstellungen bestechen durch Vielzeitlichkeit und räumliche Irritationen. Gekonnt setzt die Künstlerin Gegensätze ins Bild, die sie dann farblich miteinander verklammert.
In ihrer aktuellen Ausstellung in der Galerie Kunst2 in Neuenheim demonstriert sie nun einen neuen Umgang mit einem ihrer Lieblings-Sujets - dem Bild im Bild. Während in manchen Arbeiten noch kleine Gemälde durch Interieurs und Landschaften schweben, finden sich auf anderen Leinwänden Bildausschnitte, die wie digital eingefügte Versatzstücke wirken. Ganz bewusst bezieht sich die Nürnberger Malerin hier auf die Bilderflut im Internet. Allerdings gehen die gemalten Ansichten, die sie in ihre oft großformatigen Kompositionen einpasst, auf innere Anschauung oder selbst geschossene Fotografien zurück.
In einigen neuen Werken gibt es davon so viele, dass sich die Leinwand in zahlreiche gegeneinander gesetzte Minidarstellungen auflöst und dadurch entfernt an eine computergenerierte Fotocollage erinnert. Meist aber bleibt ein übergeordneter Bildraum bestehen, so auch bei der Arbeit "Wonder what if" (2017), die der Ausstellung ihren verträumten Titel verleiht: Eine eindrucksvolle, in vielen Facetten schimmernde Gebirgslandschaft, die sich im unteren Bereich des Bildes zu spiegeln scheint. Doch bei näherer Betrachtung ist alles anders, Gegenstände und Landstriche führen ein eklatantes Eigenleben, genauso wie die kleinen, eingeblendeten Naturdarstellungen.
Dass die Künstlerin hier mit dem scheinbaren Gegensatz von analoger Malerei und digitaler Bilderwelt eine weitere surreale Brechung schafft, ist nicht ganz ungefährlich. Immerhin könnte die Datenfülle des Netzes auf der Leinwand in Beliebigkeit umschlagen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die sorgsam gewählten Motive korrespondieren stilistisch und farblich mit der Gesamtanlage in Acryl und machen auf der Basis dieser Ausgewogenheit die Herausforderungen zeitgenössischer Wahrnehmung zum Thema.
Info: Tessa Wolkersdorfer. Wonder what if. Bis 07. April 2018. Galerie Kunst2, Lutherstraße 37, 69120 Heidelberg, Tel: 06221-455820. www.kunst2.de. Di-Do/Sa 11-15 Uhr, Fr 11-18 Uhr.