Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Der Verkehr staut sich zeitweise mehr als einen halben Kilometer zurück, als Marc Fleig mit der Kelle in die Hand die Autos bremst, einen Blick hinein wirft und entscheidet: Schickt er die Fahrer von der Speyerer Straße in den Oftersheimer Weg zum Recyclinghof oder lässt er sie passieren? "Fahren Sie mal rein zur Kontrollstelle, da wo das helle Licht ist", sagt er durch das Fenster eines älteren Kleinbusses. Seine Entscheidung trifft der Beamte dabei nach Gefühl: "Das ist Berufserfahrung", sagt der Oberkommissar und winkt den nächsten und übernächsten Wagen durch.
Kaum 100 Meter nach der Abzweigung wird der Fahrer des Busses von einem Team Polizisten in Empfang genommen. "Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte". Insgesamt 18 Beamte sind am "Schmutzigen Donnerstag" an der Kontrollstelle und zeigen zur Faschingszeit Präsenz. Es geht ihnen darum, Fahrer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss aus dem Verkehr zu ziehen. "Wir wollen niemandem den Spaß verderben, aber Drogen und Alkohol und Autofahren - das passt nicht", erklärt Polizeisprecher Dieter Klumpp. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 14 Unfälle, bei denen die Fahrer betrunken waren. Bei weiteren fünf spielten Drogen eine Rolle, 103 alkoholisierte Fahrer zog die Polizei zur Faschingszeit aus dem Verkehr. Zwei Drittel waren mit einem Blutalkoholwert von mehr als 1,1 Promille fahruntüchtig. Weitere 84 Fahrer standen unter Drogen.
Der Fahrer des Busses hat sich nichts zuschulden kommen lassen und darf weiterfahren. Andere haben weniger Glück. Ein junger Mann ist mit einem Freund unterwegs, als die Polizisten ihn herauswinken und zum Drogentest auffordern. Der junge Mann lehnt es allerdings ab, Urin abzugeben. "Er hat keine Pflicht, freiwillig mitzuwirken", erklärt Klumpp daraufhin. Dann muss es die Blutprobe richten, entscheiden die Polizisten und rufen Hans Joachim Encke an. Der Arzt arbeitet auch noch als Pensionär für die Polizei und kommt mit dem Auto aus der anderen Richtung. Doch dann lässt sich der junge Mann doch noch auf den Urintest ein und sorgt für Entwarnung. Weil das Ergebnis negativ ist, darf er mit seinem mittlerweile recht durchgefrorenen Freund die Fahrt fortsetzen.
Auch für die dick eingepackten Polizisten sind die Temperaturen um den Gefrierpunkt keine Freude. Zum Glück gibt es das große Zelt der Spurensicherung mit vier Bierzeltgarnituren und dem kleinen Buffet. Eine kleine Menükarte liegt aus: Die Bockwurst gibt es zu 70, die Rindswurst zu 90 Cent, der Kuchen ist kostenlos, wie der Kaffee, der direkt aus einem großen Topf gezapft wird. Kurt Selinger schaut sich zufrieden um. Schon bevor es an der Kontrollstelle losging, hat er für Strom gesorgt und das Zelt aufgebaut, das normalerweise die Spurensicherung als Einsatzzentrale nutzt. "Wir sind froh, wenn’s nicht nur im Hänger liegt", so Selinger, auf dessen Rücken "Kriminaltechnik" steht.
Ein Einsatz an einer Kontrollstelle ist für ihn selten. Seit elf Jahren kümmert er sich darum, dass die Ermittler der Spurensicherung alles für ihre Arbeit beisammen haben. "Von den DNA-Stäbchen bis zu den Handschuhen - das bekommen sie alles von mir", erzählt der 60-Jährige. Als seine Kollegen gegen Mitternacht Schluss machen, muss er noch einmal ran und das Zelt abbauen. Die Bilanz bis dahin: 45 Autos und 86 Personen wurden kontrolliert. Keiner der Fahrer stand unter Drogeneinfluss oder hatte zu viel getrunken. Nur gegen einen 36-jährigen Volvo-Fahrer wird wegen des Verdachts auf Fahren ohne Führerschein noch ermittelt. Bis Aschermittwoch wird die Polizei ihre Schwerpunktkontrollen allerdings fortsetzen.