Von Anthea Fischer
Mosbach. Da war schon ein bisschen Durchhaltevermögen, Kraft und Ausdauer gefragt: Ganze zweieinhalb Stunden lang wurden am Samstagabend die Lachmuskeln der Besucher in der Alten Mälzerei beansprucht. Vor ausverkauftem Haus lieferte Christoph Sonntag beste Unterhaltung - und hatte denn auch schnell und durchgehend Lacher und Sympathie auf seiner Seite. So war es kaum verwunderlich, dass das Publikum am Ende dann restlos begeistert war.
Den ersten Stimmungsaufheller gab’s gleich zu Beginn, indem er erzählte, dass er vor seinen Shows immer extra früh anreise, um sich die jeweilige Stadt mit Denkmälern, Bahnhof, Flughafen und sonstigen Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Mosbach fand er deshalb besonders toll, da er bereits nach ein paar Minuten mit dem Pflichtprogramm fertig war. Um festzustellen, dass hier die Welt noch in Ordnung ist, reichte ihm das allerdings völlig. Ganz im Gegensatz zu der Welt in der restlichen Welt - die Überleitung zu den Politikwitzen war locker geschafft.
Gekonnt verstand Sonntag es in der Folge, aktuelle Ereignisse der Welt und des vergangenen Jahres humorvoll zu verpacken und mit manch bissigem Kommentar die Zuschauer nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken anzuregen. Neben dem Großen Kotzen (kurz: GroKo), schaffte es auch Horst Seehofer ins Programm, der laut Sonntag unter dem "Porzellan-Syndrom" leidet: "Da sind wohl leider nicht mehr alle Tassen im Schrank."
Die aktuellen Trends durften bei dem Programmnamen "Bloß kein Trend verpasst" selbstverständlich nicht zu kurz kommen. Und so ging Sonntag auf all den neumodischen Schnickschnack wie Wecker mit Snooze-Funktion, YouTube, Fitnessarmbanduhr, Sugaring und Waxing ein. Die hohe Kunst des Klapp-Fahrrad-Auseinanderfaltens demonstrierte er gekonnt, als hätte er selbst vorher den von ihm besagten und dafür notwendigen Origami-Kurs an der VHS belegt.
Eindrücklich bewies er die großen "Vorteile" eines Smartphones mit Sprachsteuerung und Voicemessage. Das hochaufwendige und stundenlange Grillen mit Smoker mit allem drum und dran sowie die neusten Essenstrends als auch Ernährungsweisen kamen ebenfalls nicht zu kurz.
Und wer bei all dem nicht mehr ganz mitkam, so wie etwa Bernd aus dem Publikum, profitierte von den exzellenten Kurz-Erklärungen des Kabarettisten, der nicht nur an sein junges Publikum, sondern auch an die Herren und Damen jenseits der 60 dachte, die womöglich bislang den einen oder anderen Trend verpasst hatten.
In einem so guten Programm musste keiner auf Klassiker wie den sparenden Schwaben oder die Waldorf-Schule sowie den Verweis auf die "guten, alten Zeiten" oder auch den allseits bekannten Männer-Frauen-Konflikt verzichten. So verglich Christoph Sonntag das Diskutieren mit Frauen mit den Allgemeinen Geschäfts-Bedingungen: "Irgendwann ignoriert man alles und stimmt allem zu." Obwohl er manche Klischees aufgriff, fühlte sich wohl keiner zu sehr auf den Schlips getreten. Zumal sich der erfahrene Kabarettist darauf versteht, alles liebevoll in einen Wattebausch voll Humor zu packen.
Selbst die Musikfreunde im Publikum kamen auf ihre Kosten, als der Kabarettist vor der Pause sein Lied "I muss gar nix" im schönsten Dialekt und begleitet auf seiner einzigartigen Geige zum Besten gab.
Ein besonderes Anliegen war es ihm, seine "Stiphtung Christoph Sonntag" zu erwähnen und sich bei allen Förderern und Unterstützern zu bedanken sowie beim kaufenden Publikum, welches durch den Erwerb seines Buches oder einer CD-Reihe die "Stiphtung" ebenfalls unterstützt. Diese setzt sich unter anderem für benachteiligte Kinder, Toleranz, das Streetcamp in Stuttgart und die Rettung des Max-Eyth-Sees ein.
Als guter Entertainer hatte Christoph Sonntag selbstverständlich am Schluss eine Zugabe in petto, und da glänzte er noch einmal mit dem Thema "Alte Zeiten - Neue Zeiten". Unter heftigem Beifall und vereinzelten Jubelschreien verließ der witzige Waiblinger den Saal, um im Foyer dann noch geduldig Autogramme zu geben.