Von Günther Keller
Waibstadt. Obwohl der Ackerboden metertief ausgehoben wurde und zwei Dutzend schwere Lastwagen die kontaminierte Erde abfuhren, ist die Gefahr einer Trinkwasserverunreinigung nach dem Kerosin-Unfall bei Bernau nicht gebannt. Noch etwa ein halbes Jahr werden die Nachkontrollen andauern. An der Unfallstelle wird eigens ein Brunnenloch gebohrt, das aus fünf bis sechs Meter Tiefe Wasserproben für die Laboranalyse liefern soll. Gleichzeitig wird zweimal wöchentlich die Wasserqualität im nahegelegenen Pumphäuschen des Wasserzweckverbands "Unterer Schwarzbach" überprüft - "voraussichtlich noch sechs Monate lang", erklärte Verbandsvorsitzender Joachim Locher, zugleich Waibstadter Bürgermeister. Sein Rathaus ist zusammen mit dem Landkreis federführend bei der Schadensbeseitigung nach dem Unfall des Tanklasters der US-Armee vor zwei Wochen.
Die kleine Unaufmerksamkeit des 21-jährigen Lkw-Lenkers des "21st Theater Sustainment Command" in Kaiserslautern hat den größten Umwelteinsatz ausgelöst, den der nördliche Kraichgau bisher erlebt hat. Der GI war mit dem rechten Vorderreifen seines rund 30 Tonnen schweren Cargo-Trucks des österreichischen Herstellers Steyr in den aufgeweichten Randstreifen der B 292 geraten. Gegenlenken war nutzlos, der Laster sackte in die Böschung ab und blieb im angrenzenden Acker auf der Seite liegen. Über 2000 Liter des Düsentreibstoffs ergossen sich ins Erdreich.
Drei mannshohe Pegellatten markieren die Unfallstelle. Dort hat man die höchste Konzentration des Kerosins, das sich chemisch kaum von Benzin unterscheidet, gemessen. Und dort werden aktuell auch die Beprobungen aus der Erde genommen. Für den Nachweis brauchte man zumindest gestern keine sensiblen Messgeräte: Die Benzingeruch steigt heftig in die Nase. Eine Besserung erwartet Reinhold Grünberger, im Wasserrechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises für Altlasten und Bodenschutz zuständig, sobald die restliche Erde abgefahren ist, die bisher unter Plastikplanung vor der Auswaschung geschützt lag. Diese Fracht mit der größten Kerosin-Dosis kommt auf Spezialdeponien bei Kaiserslautern und Mannheim, der weniger stark belastete Abraum landet auf der AVR-Halde in Sinsheim. Insgesamt wurden etwa 800 Kubikmeter abgefahren.
Reinhold Grünberger ist optimistisch, dass das Kerosin erst gar nicht in den Trinkwasserbereich einsickert. Unter dem dicken Kraichgau-Löß liegt nämlich eine Schicht Rötton - ein Sedimentgestein, das die obere Grundwasserschicht vom darunter liegenden Wasservorkommen trennt und etwa 30 Meter tief reicht. Das Trinkwasser, das der Zweckverband "Unterer Schwarzbach" seinen Abnehmern in Waibstadt und Neidenstein liefert, wird aus deutlich tieferen Lagen gefördert.
Gestern Nachmittag machte die Waibstadter Tiefbaufirma Hauck Feierabend an ihrer prominentesten Baustelle. Nach einer Straßenreinigung wurde die B 292 wieder freigegeben. Nacharbeiten oder weitere Sicherungsmaßnahmen entlang der Kurve nach der Bernauer Bahnüberführung sind derzeit nicht vorgesehen. Der Streckenabschnitt wird nach der Neutrassierung der Bundesstraße, die nach momentanem Stand in den Jahren 2020/21 starten soll, ohnehin verschwinden.
