Von Jan Millenet
Mannheim. Seit 1992 bringt eine Fähre zwischen Mannheim-Rheinau und dem pfälzischen Altrip Menschen und Fahrzeuge zuverlässig und auf kurzem Weg über den Rhein. Im Jahr sind es nach Schätzungen der Rheinfähre Altrip GmbH rund 690.000 Autos und etwa 150.000 Radler. Um die Verbindung auch weiterhin sicherzustellen, soll die Altriper Fähre bald in den Ruhestand gehen und durch eine neue ersetzt werden. Das haben nun die Gesellschafter - die Stadt Mannheim, die Gemeinde Altrip und der Rhein-Pfalz-Kreis - entschieden. Die Kosten dafür schätzen sie auf etwa 3,5 Millionen Euro.
Nach 26 Jahren sei die Leistungsfähigkeit der Fähre bereits vollständig ausgereizt, verkündete der Mannheimer Bürgermeister und Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, Lothar Quast. Sie befinde sich an der Grenze ihrer technischen Betriebszeit, deshalb muss eine neue her. "Das ist eine wichtige Entscheidung und eine Investition in die Zukunft", betonte er. In Anbetracht der Transportsumme stellt die Fähre zwischen Mannheim und Altrip einen wichtigen Knotenpunkt der regionalen Verkehrsinfrastruktur dar. Und das soll auch so bleiben - vor allem mit Blick auf die anstehenden Arbeiten an der Ludwigshafener Hochstraße. "Diese Verkehrssituation wird uns die nächsten Jahre sehr herausfordern", war sich Quast sicher.
Geplant ist, dass die neue Fähre Anfang 2020 ihren Betrieb aufnimmt. Mit der Entscheidung zur Neuanschaffung folgt demnächst die europaweite Ausschreibung zum Bau. Jürgen Jacob, der Altriper Bürgermeister und Geschäftsführer der Rheinfähren-GmbH, hofft, dass die Auftragsvergabe zum Jahresende erfolgen kann. Auch er verwies noch einmal auf die Masse, die täglich den Rhein mit der Fähre überquert: "Das sind hin und zurück rund 2000 Autos."
21 Autos haben Platz an Bord. In der Größe dürfte sich die neue Fähre nicht wesentlich von der jetzigen unterscheiden. Da die Anlegestelle auf Mannheimer Seite so dicht am Fahrtweg der Rheinfrachter liegt, ist eine Vergrößerung nicht möglich. Dennoch soll die neue Fähre ein paar mehr Autos aufnehmen können, sagte Clemens Körner, der Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises und erklärte dazu: "Man könnte darüber nachdenken, das Führerhaus in einer Art Brücke unterzubringen, wodurch noch eine Spur für weitere vier bis fünf Fahrzeuge möglich wäre. Das dürfte sinnvoll sein, denn die Zahl der Mitfahrer steigert sich laut Jürgen Jacob kontinuierlich.
Die alte Fähre ist zwar noch einsatzbereit, doch die anstehenden Wartungs- und Reparaturarbeiten, würden einen sechsstelligen Betrag verschlingen, weshalb die Frage nach einer Neuanschaffung aufkam. Und mit ihr verbinden die Gesellschafter auch eine Effizienzsteigerung und eine Verbesserung der Betriebssicherheit auf Dauer. Obendrein soll die neue Fähre schneller sein und unter anderem mit vier Motoren und vier Antriebspropellern ausgestattet werden, damit auch die Wartung und Reparaturen im Fahrbetrieb möglich sind. Außerdem könnten mit einer schnelleren Fähre rund 40 Einzelfahrten mehr realisiert werden - ein Plus von 20 Prozent. Die Kosten übernimmt die Gesellschaft, die laut Lothar Quast liquide und leistungsfähig sei. "Für diese Investition muss zusätzlich kein Geld aufgebracht werden", erklärte er.
Info: Mit dem Fortbestand der Rheinfähre zwischen Altrip und Mannheim sichert die betreibende Gesellschaft nicht nur einen besonderen Verkehrsweg, sondern auch eine alte Tradition: Erstmals wurde die Fährstelle Altrip-Mannheim nämlich im Jahr 1262 erwähnt. Die Rheinfähre Altrip GmbH wurde 1955 gegründet, 1958 tuckerte die erste Motorfähre über den Rhein. Sie fasste zehn Autos.