Gaiberg. (agdo) Paul Keßler fand klare Worte: Das Gaiberger Rathaus befindet sich in einem "liederlichen Zustand", stellte der Sanierungsbetreuer der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung aus Karlsruhe in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats fest. Auf der Tagesordnung stand die Rathaussanierung, die in den nächsten Jahren über die Bühne gehen soll und rund drei Millionen Euro kosten wird. Das Rathaus sei in keinem zeitgemäßen Zustand und habe erhebliche funktionale sowie energetische Mängel, so der Sanierungsbetreuer. Das Rathaus wurde 1852 als Kommunalschule gebaut und steht somit unter Denkmalschutz.
Die Mängelliste ist ziemlich lang. Eine Bedarfsanalyse der Gemeindeprüfungsanstalt ergab im Jahr 2016: Das Rathaus verfügt über keinen barrierefreien Zugang, auch die Besuchertoilette ist nicht barrierefrei. In Sachen Sicherheit ist ebenso nicht alles in Ordnung: So sei der notwendige Brandschutz nicht vorhanden. Und die Elektroinstallationen sind mittlerweile Jahrzehnte alt. Bemängelt wurde auch, dass es keine ausreichende Orientierung durch Hinweisschilder gibt. Weiterhin ist die Raumaufteilung suboptimal: Während Rathauschef Klaus Gärtner im ersten Obergeschoss sitzt, hat seine Sekretärin das Büro im Erdgeschoss. Und auch das Rechnungsamt, Standesamt und die Gemeindekasse teilen sich ein Büro, was eigentlich nicht sein sollte. Die Registratur- und Archivräume sind auf verschiedenen Etagen verteilt - eigentlich sollte das auf einem Stockwerk liegen.
Die Gemeindeprüfungsanstalt stellte zudem fest, dass ein abgegrenzter Informations- und Wartebereich für Kunden fehlt und dies zu Störungen führt. Auch das Büro des Hauptamtsleiters kann man nicht abschließen - im Nebenraum sitzen Auszubildende. Durch den Umbau soll das Rathaus zu einem modernen und bürgerfreundlichen "Dienstleistungsunternehmen Gemeindeverwaltung" werden, sagte Rathauschef Gärtner. Es soll weg vom verstaubten "Amts"-Image.
Sanierungsbetreuer Paul Keßler ging auf die finanzielle Förderung ein: Diese umfasst unter anderem die gesamten Bau- sowie Baunebenkosten, Honorare, Fachplaner, Gebühren und Ausschreibungsanzeigen. Weil das Gebäude denkmalgeschützt ist, werden auch denkmalpflegerische Untersuchungen gefördert. Möbel und Medientechnik muss die Gemeinde hingegen selbst zahlen. Der Gemeinde stehen 85 Prozent Fördermittel zu, sagte Keßler. Davon machen 60 Prozent die Gemeindebedarfsförderung aus, 25 Prozent der Denkmalzuschlag.
Weiterhin stellte sich dem Gremium Diplom-Ingenieur Thomas Halder vom Büro für Baukonstruktion aus Karlsruhe vor. Das Büro übernimmt Sanierungsplanungen von denkmalgeschützten Gebäuden. Die Rathäuser in Hemsbach und Laudenbach wurden unter der Ägide des Büros saniert. Das Rathaus in Laudenbach ist übrigens auch ein ehemaliges Schulgebäude. Einstimmig gab das Gremium grünes Licht, sich von dem Büro ein Angebot machen zu lassen.