Jahrelang dachte ich, die „Cuffing Season“ sei absoluter Quatsch – etwas, das wir uns ausgedacht haben, um uns jeden Herbst die Hoffnung auf Liebe (oder irgendeine Art von Romantik) zu erhalten, während es um uns herum immer kälter und dunkler wird. Ich war sogar der Meinung, traditionelle „Frauenmedien“ versuchten zugunsten von Klicks, diesen Mythos weiter zu befeuern (ja, auch Refinery29). Aber jetzt schreibe ich etwas, womit ich nie gerechnet hätte: Taylor Swift und Travis Kelce haben meine Einstellung dazu komplett geändert.
Okay, es waren nicht nur die beiden – aber T & T lieferten mir die knallharten Fakten, die ich brauchte, um meine Zweifel zu überwinden. Kelce selbst wünschte sich diese Lovestory schon Anfang des Sommers quasi selbst herbei (typische Cuffing-Season-Strategie), indem er der ganzen Welt in seinem Podcast verkündete, er sei bei Taylors Konzert gewesen, habe ihr dort seine Handynummer geben wollen und sei enttäuscht gewesen, als das nicht funktionierte. So begann das Ganze: Die beiden trafen sich ab und an, und heute, direkt zu Beginn der Cuffing Season, sind sie quasi unzertrennlich. Ob sie auch offiziell ein Paarsind, werden wir wohl nie erfahren – obwohl Taylors Lyrics-Änderung bei ihrem Konzert in Argentinien, wo sie sang, „Karma is the guy on the Chiefs“, schon ziemlich eindeutig klingt –, aber es sieht doch so aus, als sei ihre Lovestory ein absoluter Cuffing-Season-Erfolg.
Aber lass uns mal kurz zurückspulen: Was genau ist denn die Cuffing Season überhaupt? Dahinter verbirgt sich das Phänomen, dass romantische Beziehungen besonders oft während der kalten Monate starten bzw. „offiziell“ gemacht werden. Ich vermute, dass wir während der Sommermonate einfach mehr Leute kennenlernen, weil wir öfter rausgehen, und uns im Winter eher eine:n Partner:in suchen, weil die Temperaturen sinken, die Winterdepression losgeht und wir uns nach Nähe sehnen, die uns bis in den Frühling warm hält. Und weil die Cuffing Season genau jetzt bevorsteht, sind Swift und Kelce die idealen Aushängeschilder für dieses Phänomen und dürften wohl selbst die größten Zweifler:innen überzeugen.
Und davon gibt es viele. Laut einer neuen Umfrage der Dating-App Bumble bin bzw. war ich nämlich nicht die Einzige, die an der Existenz der Cuffing Season zweifelte: Die Hälfte der Befragten gab an, selbst nichts von der Cuffing Season zu halten und sie als veralteten Mythos abzustempeln. (57 Prozent wussten nicht mal, was der Begriff überhaupt bedeuten soll.) Vielleicht haben sie ihr eigenes Verhalten aber auch nur nie gründlicher beleuchtet: Eine Umfrage von 2022 der Sextoy-Marke Lovehoney ergab, dass 58 Prozent der Befragten während der Wintermonate lieber in einer Beziehung ist, und eine Studie von Dating.com aus dem Jahr 2019 zeigte, dass 60 Prozent der Befragten, die sich im Herbst und Winter einsam fühlten, diese Einsamkeit mithilfe von Dating-Apps zu bekämpfen versuchten. Bloß, weil manche Leute behaupten, sie glaubten nicht an die Cuffing Season, bedeutet das nicht, dass es sie nicht gibt.
Obwohl ich selbst so lange skeptisch war, bewies mir eine kleine Umfrage unter Freund:innen und Expert:innen: Die Cuffing Season ist echt. „Wir haben den biologischen Drang danach, anderen Menschen nahe zu sein. Jemandem nahe zu sein, und eine Person zu finden, mit der man sich quasi ein ‚Nest‘ bauen kann, ist ja quasi der Inbegriff der Cuffing Season“, meint die Beziehungstherapeutin Marissa Nelson. Das eben genannte biologische Bedürfnis nach Nähe ist ihr zufolge während der Wintermonate umso stärker ausgeprägt – und das selbst an Orten, die wärmer sind als andere, weil sich die Zeitumstellung auf uns alle auswirkt.
Die Sexologin Shan Boodram erklärt mir, die Cuffing Season habe es schon immer gegeben, und werde es auch immer geben. Laut ihrer Meinung ist das sogar evolutionär bedingt. „In einem historischen Kontext war der Winter eine gefährliche Zeit, und das Essen war rar. Da war es völlig logisch, sich während der kälteren Monate mit jemandem zusammenzutun, um eure Sicherheit zu gewährleisten“, sagt sie. „Die Cuffing Season bringt dich zum Beispiel dazu, dir zu überlegen, wer dir im Sommer besonders gut gefallen hat – und mit dieser Person jetzt ganz viel Netflix zu gucken, jede Menge Sex zu haben und dir selbst die Langeweile zu vertreiben, die oft damit einhergeht, dass wir im Winter weniger soziale Gelegenheiten haben. Im Frühling kommt es dann oft zur Trennung, um diesen Kreislauf wieder von vorn beginnen zu können.“
Echte, tiefe Beziehungen können die Cuffing Season aber sehr wohl überdauern. Swift und Kelce zeigen uns, dass die Cuffing Season durchaus real ist – und ich hoffe, dass sie uns auch demonstrieren werden, dass Beziehungen, die während dieser Zeit entstehen, auch länger währen können. Alle Anzeichen deuten derzeit jedenfalls darauf hin. „Das Interessante an ihrer Beziehung ist, dass es zwar jede Menge Gerüchte und Spekulationen um sie gibt, aber dass sie sich doch gegenseitig ihren Familien vorgestellt haben und mit ihnen Zeit verbringen“, meint Nelson. Das ist eine ziemlich große Sache, ganz egal, wie reich und berühmt du bist: Familie bleibt Familie, und ihr deine neuen Partner:innen vorzustellen, ist ein Zeichen dafür, dass die Beziehung etwas Ernstes sein könnte.
Natürlich ist die Cuffing Season aber nicht die einzige „akzeptable“ Zeit für den Beginn einer festen Beziehung. „Die perfekte Jahreszeit zum Daten kommt dann, nachdem du an dir selbst gearbeitet hast, dir überlegt hast, auf wen du stehst – und warum –, wenn du ein gutes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein hast und weißt, mit welchen Menschen du die beste Version deiner selbst bist“, meint Boodram. Eine Beziehung zu beginnen, nur um vergeben zu sein, ist nicht die beste Möglichkeit, um echte Liebe zu finden. Selbst wenn du dich dem Druck der Cuffing Season also nicht entziehen kannst, mach dich bitte nicht fertig: „Nicht jetzt“ bedeutet nicht „nie“.
Und wenn du dann doch einen besonderen Menschen für dich gefunden hast, kann die Cuffing Season laut Nelson eine tolle Chance sein, um herauszufinden, ob diese Person wirklich in dein Leben passt (denn Partner:innen sollen unser Leben ergänzen, anstatt es einzunehmen). Die ganzen Feiertage, das schlechte Wetter, Winterdepressionen: Die kalte Jahreszeit lässt uns potenzielle Partner:innen in so vielen Situationen erleben. Das bedeutet, dass eine Beziehung extrem auf die Probe gestellt werden kann – und daraus idealerweise siegreich hervorgeht.
Nelson zufolge ist der Valentinstag dann das „Endspiel“ der Cuffing Season, aber auch schon Silvester ist ein guter Einblick darin, wie sich die Zukunft eines Cuffing-Season-Paars gestalten könnte: Wie plant ihr den Übergang ins neue Jahr – zusammen oder getrennt? Wenn auch Swifts und Kelces Beziehung bis 2024 überlebt, haben sie gute Chancen darauf, ein Cuffing-Season-Erfolg zu werden – und ich werde sie definitiv dabei anfeuern.
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