Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Vibrationsboards versprechen große Abnehmerfolge bei geringem Aufwand. Aber kann das Rütteln und Schütteln wirklich dazu beitragen, unliebsame Fettpölsterchen verschwinden zu lassen?
Dass Vibrationstraining eine positive Wirkung auf den Körper hat, belegen zahlreiche Studien: Im medizinischen Sektor werden die sogenannten Power-Platten schon lange als Trainings- als auch als Entspannungsgeräte eingesetzt, um körperliche Beschwerden wie Wassereinlagerungen, Muskelschwäche, Inkontinenz, Osteoporose oder Übergewicht zu behandeln. Für den privaten Gebrauch können die Vibrationsboards erst seit 1996 käuflich erstanden werden – alternativ dazu finden sich die Geräte auch in vielen Fitnessstudios. Dort werden sie als regelrechte Fettburner angepriesen, die Ihre Pfunde schneller schmelzen lassen und Cellulite reduzieren sollen. Aber ist dem wirklich so? Immerhin kann eine Vibrationsplatte den Muskelaufbau unterstützen.
Fakt ist, dass es keine wirklichen Studien darüber gibt, dass ein Vibrationsboard die Dellen in Ihrer Haut einfach so verschwinden lassen kann. Auch auf das Versprechen schneller Abnehmerfolge durch ein zehnminütiges Workout ist kein Verlass. Aber jetzt kommt die gute Nachricht: Aus medizinischer Sicht bieten die vibrierende Bodenplatte durchaus einen Mehrwert: Mit gezieltem Training können Sie Ihre Körperhaltung verbessern, die Durchblutung fördern, den Rücken stärken und Ihre Muskulatur aufbauen. Zur Konditionssteigerung hingegen sollte das Vibrationsboard nicht genutzt werden, falls Sie zum Beispiel für einen Marathon trainieren wollen. Hier gibt es deutlich bessere Methoden, mit denen Sie Ihre Kondition und Ausdauer langfristig steigern können.
Das Gerät dient in erster Linie dazu, die Muskulatur in der Körpertiefe zu aktivieren. Möglich wird das durch verschiedene Übungen, die Sie im Stehen oder in der Hocke ausführen können – je nachdem, für welche Platte Sie sich entscheiden, gehen die durch Vibration ausgelösten Schwingungen horizontal oder vertikal über Ihre Beine auf den Körper über und gelangen so in die tiefer gelegenen Regionen. Zum Vergleich: Normalerweise können Sie nur 60 Prozent Ihrer Muskulatur gezielt trainieren, die restlichen werden erst durch die Vibrationen erreicht. Und das wiederum sorgt dafür, dass der Muskelaufbau kontinuierlich unterstützt wird, da Ihr Körper dem Rütteln entgegensteuert. Und Fakt ist: Je mehr Muskeln Sie haben, desto mehr Fett verbrennen Sie auch. Das macht sich anfangs möglicherweise nicht im Gewicht bemerkbar, da Muskelmasse schwerer als Fettmasse ist. Mit der Zeit kann ein effektives Training jedoch dazu beitragen, den Körper zu definieren und zeitgleich abzunehmen.
Um einzelne Muskeln gezielt zu trainieren, ist ein guter und sicherer Stand auf dem Vibrationsboard entscheidend. Starten Sie unbedingt mit leichten Vibrationen, damit sich Ihr Körper an die Schwingungen gewöhnen kann – unterschätzen Sie in keinem Fall die Kraft der Platte. Die Beine sollten während des Trainings nie ganz durchgedrückt werden, sondern leicht gebeugt sein. Verlagern Sie das Körpergewicht im Stehen auf Ihre Fußballen, um zu vermeiden, dass die Vibrationen direkt bis zu ihrem Kopf gelangen und möglicherweise Spannungsschmerzen auslösen. Ebenso wichtig bei den Übungen ist auch, dass Kopf, Bauch und Brustkorb nicht die Vibrationsplatte berühren. Wiederholen Sie Ihr Training maximal zwei bis drei Tage pro Woche und steigern Sie die Vibrationsstärke am besten nur schrittweise.
In dem folgenden Video zeigen Ihnen Detlef Soost und Kate Hall, wie Sie das Vibrationsboard in nur zehn Minuten effektiv nutzen:
Wichtig für Anfänger mit wenig Muskulatur zu wissen ist, dass ihr Körper die Vibrationskräfte nicht wirklich gut abfedern kann. Dadurch besteht die Gefahr, dass Knorpelmasse oder auch innere Organe geschädigt werden. Umso wichtiger ist es, dass Sie vor der ersten Anwendung genug Muskelmasse besitzen, um ein Vibrationsboard zu nutzen. Da auch immer wieder die Rede davon ist, das regelmäßige Training könne dazu beitragen, Cellulite zu bekämpfen, sollten Sie im Vorfeld wissen: Die Übungen können zwar dazu beitragen, das Gewebe zu straffen und somit die Ausbreitung der Dellen verhindern – sie sind jedoch kein Wundermittel gegen Orangenhaut. Betrachten Sie die Nutzung einer Vibrationsplatte lediglich als sinnvolle Ergänzung zu Ihrem normalen Sportprogramm.
Das klassische Vibrationsboard besteht aus einer einfachen Platte, in dessen Inneren mehrere Motoren verbaut sind, die Schwingungen auslösen. Die Größe ist überschaubar, sodass Sie Ihr Gerät problemlos überall verstauen können. Günstige Modelle gibt es bereits ab 100 Euro, nach oben gibt es eigentlich keine Grenzen. Einziger Wermutstropfen: Sie können auf dem Board keine Übungen ausführen, für die Sie sich irgendwo festhalten müssten. Das schränkt Sie möglicherweise manchmal ein.
Es gibt auch Vibrationsboards mit einer Säule, an der Sie sich festhalten können. In der Anschaffung deutlich teurer – die Modelle starten bei ca. 250 Euro – besitzen die Geräte einen leistungsstärkeren Motor, um die Platte für noch mehr unterschiedliche Übungen nutzen zu können. Ein großer Nachteil dieser Sportgeräte ist eindeutig, dass sie viel mehr Platz wegnehmen als ein Vibrationsboard ohne Säule. Dafür können Sie aber auch effektiver trainieren und mehr Fett verbrennen.
Es heißt nicht ohne Grund: "Wer rastet, der rostet". Tatsächlich schüttet unsere Muskulatur hormonähnliche Botenstoffe aus, sobald sie in Bewegung kommt. Diese sogenannten Myokine (aus dem griechischen "Mys" für Muskel und "kinema" für Bewegung) wirken auf den Organismus und sollen uns vor Krankheiten wie Diabetes-Typ-II schützen können. Darüber hinaus haben sie eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel und die Gefäßwände. Im Umkehrschluss bedeutet das für Sie: Je mehr Sie sich im Alltag bewegen, desto gesünder bleiben Sie. Ein Vibrationsboard kann also im Wesentlichen dazu beitragen, Ihre Muskulatur noch mehr zu bewegen und die Ausschüttung der Botenstoffe zu begünstigen. Eine Garantie dafür, dass Sie durch die Anschaffung einer Vibrationsplatte gesund bleiben, gibt es an dieser Stelle natürlich trotzdem nicht.