Den Gesang "Zieht den Bayern den Lederhosen aus" kennt in Deutschland jeder Fußballfan. Erfunden hat ihn der legendäre Stadionsprecher Udo Scholz, der jetzt im Alter von 81 Jahren verstorben ist.
Egal in welchem Stadion in Deutschland der FC Bayern gerade zu Gast ist, der Fangesang "Zieht den Bayern die Lederhosen aus" gehört seit Jahrzehnten dazu. Die Fans der gegnerischen Mannschaft unterstützen damit ihre Spieler ebenso wie sie ihre Abneigung gegenüber dem übermächtigen Rivalen aus dem Süden zum Ausdruck bringen. Dass der Spruch auf den Stadionsprecher Udo Scholz zurückgeht, wissen aber nur wenige.
PAID Corona Geisterspiele HSV_8.10UhrScholz, Jahrgang 1939, ließ die Fans den Satz erstmals Anfang der 1980er bei einem Gastspiel des FC Bayern in Kaiserslautern singen. Damals war der gebürtige Lüdenscheider Stadionsprecher beim 1. FC Kaiserslautern, als musikalische Untermalung wählte er die Melodie des Beatles-Songs "Yellow Submarine". Damit schrieb er ein Stück Fußballkulturgeschichte. Nun ist Udo Scholz im Alter von 81 Jahren an den Folgen eines Herzstillstands verstorben.
Die Anheizerrolle in den großen Stadien und Hallen lag Scholz – sein Berufsleben verbrachte er am Rande großer Sportereignisse. Das hatte sich eigentlich eher zufällig ergeben: Scholz spielte Anfang der Sechziger bei Borussia Dortmund, war aber verletzt und musste deshalb bei einem Spiel für den erkrankten Stadionsprecher einspringen. Das war der Wechsel vom Fußballplatz ans Mikrofon.
Nach einigen Jahren beim BVB prägte Scholz eine Ära auf dem Betzenberg: 21 Jahre lang – von 1973 bis 1994 – begleitete er die Heimspiele des 1. FC Kaiserslautern. In jene Zeit fiel auch die Idee zu dem Bayern-Fangesang: Darauf sei er im Urlaub gekommen, erzählte Scholz einmal in der "Sportschau", als er eine Gruppe angetrunkener junger Männer beobachtet hatte. "Zieht's dem Buam die Lederhose aus", hatte einer von ihnen über seinen Kumpanen gesagt.
Auf dem Betzenberg gilt Scholz immer noch als Legende. "Udo war einer von uns, ein echter FCKler, ein glühender Fan, eine Ikone der großen Zeiten unseres Vereins", erklärte der FCK-Beiratsvorsitzende Markus Merk zum Tod des ehemaligen Stadionsprechers. Auch bei zahlreichen Spielen der Fußball-Nationalmannschaft moderierte er.
Noch länger als beim FCK, nämlich ganze 24 Jahre lang, stand Udo Scholz anschließend allerdings bei den Eishockeyspielen der Adler Mannheim am Mikro. In der SAP-Arena läuteten seine Begrüßungsworte "Freunde, es ist angerichtet" stets den Abend ein. Insgesamt wurden die Adler mit Scholz als Sprecher sieben Mal Deutscher Meister. "Dein Verlust reißt eine große Lücke in unsere Mitte, die nicht geschlossen werden kann", verabschiedete sich der Klub von Scholz.
Quellen:1. FC Kaiserslautern / "Münchner Merkur" / Adler Mannheim