Zur Pause lag Stuttgart knapp zurück. Ein Joker brachte kurz nach dem Wiederanpfiff Hoffnung – und Union verspielte einen Zwei-Tore-Vorsprung. Der VfB Stuttgart hat sich am Freitagabend in der Bundesliga ein packendes Duell mit dem 1. FC Union geliefert. Die Schwaben lagen zunächst 0:2 hinten, feierten nach 90 Minuten aber einen 3:2 (0:1)-Sieg. VfB-Trainer Sebastian Hoeneß bewies dabei ein gutes Händchen: Zur zweiten Hälfte setzte er auf den deutschen U21-Nationalstürmer Nick Woltemade. Nachdem Union durch Danilho Doekhi (37. Minute) und Robert Skov (48.) in Führung gegangen war, wirbelte Woltemade durch die Berliner Abwehr und erzielte einen Doppelpack (51. und 59.). Atakan Karazor nutzte nur wenig später einen Patzer von Union-Keeper Frederick Rönnow und drehte das Spiel zugunsten der Stuttgarter. Damit rundeten die Schwaben ihre erfolgreiche Woche passend ab. Zuvor waren sie im DFB-Pokal ins Viertelfinale eingezogen. Und stimmten sich zugleich dank einer Leistungssteigerung und großer Moral auf das wegweise Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen Young Boys Bern ein. Zwischenzeitlich rückte der Sport allerdings in den Hintergrund. Beide Fanlager stellten im Laufe der zweiten Halbzeit ihre Gesänge ein. Der Grund: Ein medizinischer Notfall im Gästeblock (mehr dazu lesen Sie hier ). So lief das Spiel: In einer lange ereignisarmen ersten Hälfte rückte zunächst VfB-Torwart Alexander Nübel kurz unfreiwillig in den Blickpunkt. Andras Schäfer flankte vors Tor, am Kopfball von Doekhi hatte Nübel bereits die Hände. Der 28-Jährige bekam den Ball aber weder richtig zu fassen noch faustete er ihn weg. So flutschte ihm der Ball durch und sprang klar hinter der Linie auf. Nübel hinterließ auch nach dem überraschenden Gegentor zunächst nicht den sichersten Eindruck, als Tim Skarke den VfB-Torwart kurz darauf erneut prüfte (40.). Zuvor hatte Nübel kaum etwas zu tun gehabt. Die in dieser Saison bisher so offensivschwachen Köpenicker waren bis zur Führung nicht über zaghafte Annäherungsversuche hinausgekommen. Die Schwaben hatten mehr Ballbesitz und schienen die Partie nach dem ausgeglichenen Beginn mehr und mehr zu bestimmen. Mit Torraumszenen erfreuten sie ihre Anhänger aber zunächst nicht. Erst Mitte der ersten Hälfte meldeten sich die Stuttgarter mit einer gefährlichen Offensivaktion an. Nach einem Pass von Enzo Millot in die Spitze lupfte Ermedin Demirović über Union-Torhüter Frederik Rönnow, aber auch über das Tor hinweg (22.). Viel mehr sprang erst einmal nicht heraus. Hoeneß reagierte auf den Pausen-Rückstand und stärkte mit der Hereinnahme von Woltemade für Leonidas Stergiou die Offensive. Doch bevor sich der Wechsel bezahlt machte, fiel der nächste kuriose Gegentreffer: Eine Ecke klärte der VfB zunächst noch, doch der Ball landete wieder bei den Gästen – und die Flanke von Skov ins Zentrum rauschte direkt ins Tor. Rani Khedira berührte den Ball mit dem Kopf nicht mehr. Dann unterstrich Woltemade seinen Anspruch auf mehr Spielzeit. Erst kam der Ball über Millot und Demirović zum Ex-Bremer, der ihn ins Netz zirkelte. Dann veredelte der 22-Jährige einen Pass von Atakan Karazor. Der defensive Mittelfeldspieler war es dann, der die VfB-Bank endgültig jubeln ließ – nach starker Mithilfe von Rönnow. Der Union-Keeper passte direkt zu ihm – statt zu klären. Beinahe im Gegenzug fehlten den Gästen nur wenige Zentimeter, um wieder zu egalisieren. Ein abgefälschter Schuss von Jordan knallte an die Latte (72.).