Von Holger Buchwald
Heidelberg. Heidelberg wächst und damit wachsen auch die Anforderungen an den Katastrophenschutz. Um schneller vor Ort zu sein und auch gleichzeitig mehrere Einsätze an unterschiedlichen Orten im Stadtgebiet bewältigen zu können, soll die Berufsfeuerwehr bis zum Jahr 2030 daher 30 neue Planstellen, sechs zusätzliche Löschfahrzeuge und eine zweite Wache erhalten. So sieht es der aktuelle Feuerwehrbedarfsplan vor, über den am Mittwoch, 18. Mai, im Haupt- und Finanzausschuss diskutiert wird. Als möglichen Standort für die neue Feuerwache wird dabei vor allem der Bereich des Karlstorbahnhofs genannt.
"Die östliche Altstadt wäre für eine zweite Wache perfekt", sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner, als er die Pläne jetzt mit dem Feuerwehrkommandanten Heiko Holler der RNZ vorstellte. Von hier aus wären die Brandschützer schnell in Ziegelhausen und Schlierbach, aber auch zügig in der dicht bewohnten Altstadt oder bei den Hochsicherheitslaboren und Kliniken im Neuenheimer Feld. Nicht länger als neuneinhalb Minuten sollte es dauern, bis die Brandschützer bei Einsätzen in diesen besonders sensiblen Gebieten vor Ort sind – so sieht es die Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren vor. Doch die Untersuchungen zeigten, dass die Berufsfeuerwehr diese "Hilfsfrist" nur in 80 bis 83 Prozent der Fälle einhalten könne, wie Holler betont. Das im Feuerwehrbedarfsplan definierte Ziel seien 90 Prozent.
Geeignete Grundstücke, die auch den Bedürfnissen des Hochwasserschutzes genügen, sind rar gesät und so fiel das Augenmerk der Stadt auf den Karlstorbahnhof. Dabei gehe es weniger um das Gebäude, in dem aktuell noch das gleichnamige Kulturhaus untergebracht ist, wie Würzner betont, sondern eher um den im Norden angrenzenden Busparkplatz. "Wir brauchen auf jeden Fall einen Neubau", so der OB: "Wir können die Löschfahrzeuge ja nicht direkt im Karlstorbahnhof unterbringen." Die neue Wache werde aber viel kleiner als die Bestehende an der Speyerer Straße. Ein Schlauchturm und große Werkstätten würden nicht benötigt, die neue Wache müsse nur ein bisschen größer sein als etwa die der Freiwilligen Feuerwehr in Wieblingen.
Würzner hält es für denkbar, zumindest einen Teil des bisherigen Kulturhauses für Mannschaftsräume oder Büros zu nutzen. Ob das städtische Gebäude auch nach dem Umzug der Institution Karlstorbahnhof in die Südstadt für kulturelle Zwecke genutzt werden könne, wie von vielen Altstädtern gewünscht, sei noch nicht entschieden. Überhaupt gibt es laut Würzner beim Standort Karlstorbahnhof für die Feuerwehr noch viele offene Fragen: "Der S-Bahnhof muss weiterhin erreichbar sein, auch für die Busse der RNV. Und auch für die Touristenbusse brauchen wir eine Lösung." Daher werde auch nach weiteren geeigneten Standorten gesucht.
Bis ins Jahr 2030 wachse Heidelberg nach den bisherigen Berechnungen um 25.000 Einwohner, betont Feuerwehrkommandant Holler. Mit neuen Arbeitsplätzen kämen noch geschätzt 10.000 neue Einpendler hinzu. "Mit zwei Autobahnen, einem interessanten Schienen- und Straßennetz, der Wasserstraße und dem großen Klinikverbund gibt es hier schon jetzt ein großes Gefahrenpotenzial." Und auch wenn die Freiwilligen Feuerwehren in Heidelberg sehr engagiert seien, könnte der Bedarf nicht allein mit ihnen abgedeckt werden.
"Wir hatten noch keine kritische Situation, die uns Sorgen bereitet", betont Würzner: "Wir setzen uns aber regelmäßig zusammen und schauen, wie wir für die Zukunft gewappnet sind." Die Ausarbeitung des Bedarfsplans wurde vom Feuerwehrwissenschaftlichen Institut der Universität Wuppertal begleitet. Die Umsetzung wird unterdessen einige Jahre in Anspruch nehmen. Der Arbeitsmarkt ist leer gefegt, laut Holler muss die Heidelberger Berufsfeuerwehr praktisch alle neuen Einsatzkräfte selbst ausbilden. Die Bewerber haben alle schon eine abgeschlossene Ausbildung im handwerklichen oder medizinischen Bereich, die Weiterbildung dauert anderthalb Jahre. Aktuell zählt die Heidelberger Berufsfeuerwehr 130 Frauen und Männer.
Der Bedarfsplan sieht auch vor, die Freiwilligen Feuerwehren besser auszustatten, denn sie spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Dabei geht es unter anderem um Neubauten in der Altstadt und Rohrbach. Zuvor soll aber die Berufsfeuerwehr ihre zweite Wache bekommen.