In den USA sind vier Menschen an den Folgen einer Methanol-Vergiftung gestorben. Weitere erblindeten. Die US-Gesundheitsbehörde warnt daher eindringlich davor, Desinfektionsmittel für die Hände zu trinken.
Desinfektionsmittel schützen vor Infektionen und retten Leben. Falsch angewandt, können sie jedoch selbst zur tödlichen Gefahr werden, wie vier Fälle in den USA zeigen. Die tödlichen Verläufe stammen aus einer Reihe von Vergiftungen im Zusammenhang mit Desinfektionsmitteln, die sich zwischen Mai und Juni in den USA ereignet hat. In den Bundesstaaten Arizona und New Mexiko erkrankten insgesamt 15 Menschen schwer, nachdem sie Desinfektionsmittel getrunken hatten. Drei von ihnen erblindeten.PAID STERN 2020_34 Wer zuerst impft, hat gewonnen 13.58
Ob die Menschen die Mittel tranken, um sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen, ist unklar. Alle betroffenen Personen waren bereits in der Vergangenheit mit einem unsachgemäßen Gebrauch der Mittel aufgefallen, berichtet die US-Gesundheitsbehörde CDC. Möglicherweise hatten sie die Mittel als Alkoholersatz missbraucht.
Zum Verhängnis wurde ihnen, dass die Mittel mit giftigem Methanol versetzt waren – einem Vertreter aus der Stoffgruppe der Alkohole. Bei Methanol handelt es sich um eine klare, farblose Flüssigkeit, die leicht mit herkömmlichen Alkohol (Ethanol) verwechselt werden kann. Die Symptome einer Methanol-Vergiftung ähneln zunächst denen einer Alkoholvergiftung und machen sich unter anderem mit Kopfschmerzen, Übelkeit und einem verschwommenen Sichtfeld bemerkbar. Unbehandelt kann eine Methanol-Vergiftung jedoch tödlich verlaufen; auch Krämpfe oder Erblinden sind möglich.
"Händedesinfektionsmittel auf Alkoholbasis sollten nur Ethanol oder Isopropanol enthalten", heißt es in der CDC-Mitteilung. "Es wurde jedoch festgestellt, dass einige in die USA importierte Produkte Methanol enthalten." Auf einer Website gibt es eine Liste mit den betroffenen Produkten. Ähnliche Vergiftungsfälle könnten demnach auch in anderen Staaten auftreten.
Die CDC warnt daher eindringlich davor, die Mittel zweckzuentfremden: "Alle Händedesinfektionsmittel auf Alkoholbasis sollten nur zur Desinfektion der Hände verwendet und niemals verschluckt werden. Kinder, die Händedesinfektionsmittel verwenden, sollten beaufsichtigt werden, und diese Produkte sollten außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden, wenn sie nicht verwendet werden." Auch das Trinken von herkömmlichen Händedesinfektionsmitteln ohne Methanol könne demnach zu schweren Erkrankungen führen, bis hin zum Tod.
Desinfektionsmittel für die Hände können für unterwegs sinnvoll sein, wenn weder Wasser noch Seife zur Hand sind. Einige Gesundheitsexperten empfehlen die Anwendung angesichts der aktuellen Corona-Pandemie für diesen Verwendungszweck sogar explizit. Der Nutzen ist allerdings umstritten – auch weil mittlerweile bekannt ist, dass sich das Virus vornehmlich über Tröpfchen oder Aerosole in der Luft verbreitet.
US-Präsident Donald Trump hatte Ende April selbst eine äußerst riskante Anwendung von Desinfektionsmittel vorgeschlagen und damit weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Man solle ausprobieren, Menschen gegen das Coronavirus Desinfektionsmittel zu injizieren. Mediziner zeigten sich über diese Idee entsetzt. Sie verwiesen auf zahlreiche zu erwartende und schwerwiegende Nebenwirkungen.