Heidenheim. (sös) Auch wenn die bundespolitische Debatte über die Zukunft von Parteichef Cem Özdemir viel Raum einnahm: Auf der Tagesordnung für die rund 200 Grünen-Delegierten in Heidenheim an der Brenz standen auch weitere spannende Programmpunkte. So wurde am Sonntag ein umfangreicher Leitantrag für eine bessere Integrationspolitik verabschiedet. Besonders spannend aber: die Wiederwahl der Parteivorsitzenden und die Debatte um einen Antrag zur Abschaffung der Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer.
Schlechtes Wahlergebnis für die Parteivorsitzende: Ihre Facebook-Posts dekoriert Sandra Detzer gerne mit grünen Herzchen. In Gesprächen schwärmt die 37-Jährige aus Heidelberg von der guten Stimmung, die sie in der Partei erlebe, seit sie vor einem Jahr zur Landeschefin gewählt wurde. Der Parteitag verlief allerdings weniger herzlich für Detzer: Mit nur 73,8 Prozent Zustimmung wurde sie wiedergewählt - deutlich schlechter als bei ihrer ersten Wahl. Im November 2016 kam sie auf 82,4 Prozent. Und ihr Co-Chef Oliver Hildenbrand wurde gar mit stolzen 92,9 Prozent im Amt bestätigt.
"Ich blase nicht Trübsal", gab sich Detzer hinterher optimistisch. "Ich werde mich weiter bemühen, bestmöglich die Partei zu vertreten." Doch natürlich rätselte sie, was die Ursachen sind. War es das RNZ-Interview, in dem sie sich eindeutig für Studiengebühren aussprach? "Es kann gut sein, dass das zwei bis drei Stimmen gekostet hat", sagt sie. "Ich kann die Wahrheit doch aber nicht verschweigen für ein gutes Ergebnis." Aus linken Parteikreisen hieß es zudem, möglicherweise habe der Flügel "zu vorsichtig" abgestimmt, um die Reala Detzer nicht zu stark zu machen. Ein so schlechtes Ergebnis sei unverdient.
Erfolg für die Wissenschaftsministerin bei Studiengebühren: Im Regierungslager soll gehörig dicke Luft geherrscht haben wegen eines Antrags der Grünen Jugend, der die Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer kippen sollte. "Die Regelung, die wir gefunden haben, die ist nicht bequem, sie ist auch nicht leicht verdaulich, aber sie ist sozial ausgewogen", verteidigte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am späten Abend persönlich ihr Gesetz. "Bei allem Verständnis", entgegnete GJ-Chefin Lena Schwelling, gerade in diesen Zeiten seien die Gebühren "das denkbar falscheste Signal". Das Ergebnis um 21.49 Uhr, nach knackiger Debatte: 55,6 Prozent stimmten gegen den Antrag des Parteinachwuchses. Ein Erfolg für Bauer.
