Das südkoreanische Parlament hat für die Absetzung von Präsident Yoon Suk Yeol wegen dessen kurzzeitiger Ausrufung des Kriegsrechts gestimmt. 204 der 300 Abgeordneten votierten am Samstag für den Antrag der Opposition auf Amtsenthebung, 85 dagegen. Zudem gab es drei Enthaltungen und acht ungültige Stimmen. Yoon erklärte nach dem Votum, er werde nun "für eine Weile zur Seite treten".
"Auch wenn ich jetzt für eine Weile zur Seite treten muss, darf die Reise in die Zukunft niemals aufhören", sagte Yoon in einer Fernsehansprache. Weiter forderte er ein Ende der "Politik des Exzesses und der Konfrontation".
Nach der Parlamentsabstimmung hat das südkoreanische Verfassungsgericht nun 180 Tage Zeit, um über die Amtsenthebung zu entscheiden. In der Zwischenzeit übernimmt Ministerpräsident Han Duck Soo die Amtsgeschäfte des Präsidenten interimsweise. Sollte das Gericht der Absetzung zustimmen, wäre Yoon der zweite Präsident in der Geschichte Südkoreas, der des Amtes enthoben wird.
Yoon hatte angesichts eines Haushaltsstreits mit der Opposition vergangene Woche das Kriegsrecht verhängt. Das Parlament machte jedoch kurz danach in einer dramatischen Sitzung von seinem Vetorecht gegen die Maßnahme Gebrauch, woraufhin Yoon das Kriegsrecht nach wenigen Stunden wieder aufhob. Ein erster Anlauf zur Amtsenthebung war gescheitert, weil die allermeisten Abgeordneten von Yoons Partei das Votum boykottiert hatten.