Das Assad-Regime war für seine extreme Brutalität gegenüber Oppositionellen bekannt. Jetzt kommen viele von ihnen frei – teilweise nach mehr als einem halben Leben in Haft. Mit dem Zusammenbruch des Assad-Regimes haben sich auf einen Schlag die Machtverhältnisse in Syrien verkehrt. Während Assad wohl aus dem Land geflohen ist, werden reihenweise Oppositionelle aus den Gefängnissen befreit. Nach Informationen des türkischen Fernsehsenders TRT soll unter ihnen auch Ragheed al-Tatari sein. Er saß ganze 43 Jahre im Gefängnis – und gilt damit als am längsten inhaftierter politischer Gefangener Syriens. Tatari war seit 1981 eingesperrt – ohne dass ihm jemals ein richtiger Prozess gemacht wurde, wie sein Sohn Waill 2022 für die Menschenrechtsorganisation "The Syrian Campaign" schrieb. Schon 1980 wurde Tatari demnach das erste Mal verhaftet: Als Pilot der syrischen Luftwaffe hätte er sich geweigert, Aufständische in der im Westen des Landes gelegenen Stadt Hama zu bombardieren. Ein Jahr später kam es dann zur erneuten Verhaftung, wohl mit der Begründung, dass er Überläufern geholfen haben soll. Der heute 70-Jährige war damals 27. 14 Jahre habe es alleine gedauert, herauszufinden, wo sich Tatari aufhielt, schrieb sein Sohn 2022. Sein Vater mag der am längsten inhaftierte politische Gefangene Syriens sein. Er sei aber nur ein Beispiel für die Ungerechtigkeit, "unter der Zehntausende von Inhaftierten und gewaltsam Verschwundenen leiden". Das Assad-Regime setze Haft als Waffe gegen Andersdenkende und unliebsame Gruppen ein. Lange im brutalsten Gefängnis Syriens Insgesamt waren die syrischen Herrscher für ihr extremes Vorgehen gegen offen Andersdenkende bekannt. So soll es laut "Amnesty International" neben der Folter auch immer wieder zum Verschwindenlassen Oppositioneller oder zu Massenerhängungen gekommen sein. Tatari wurde am Sonntag aus dem syrischen Zentralgefängnis in Damaskus befreit. Wie Menschenrechtsorganisationen rekonstruieren, soll er auch an anderen Orten festgehalten worden sein – unter anderem wohl für sechzehn Jahre im berüchtigten Gefängnis in Tadmor. Spätestens ab den 70ern wurden hier verstärkt Widerständler inhaftiert – etwa Angehörige der verbotenen kommunistischen Partei oder der Muslimbruderschaft. Das Gefängnis in Tadmor war für die schlechten Haftbedingungen und extreme Folter gefürchtet. So soll etwa laut "Amnesty International" das Militär 1980 zwischen 500 und 1.000 Häftlinge getötet haben – als Vergeltung für einen Anschlag auf den damaligen syrischen Herrscher Hafez al-Assad. 2015 wurde das Gefängnis vom IS gesprengt.